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"Csardasfürstin": Hoher Operettenadel an der Volksoper

Seit Wochen lacht Elissa Huber den Wienern mit breitem Ausschnitt entgegen. Am Sonntagabend war es für die 30-jährige Sopranistin dann auch abseits der Werbeplakate soweit, ging in der Volksoper doch der Vorhang für Kalmans "Csardasfürstin" auf. Und auch wenn Huber ein gelungenes Hausdebüt absolvierte, war der große Erfolg des Abends primär Rückkehrern zu verdanken: dem Regieteam um Peter Lund.

Der 52-jährige Theatermacher hatte zuletzt an der Volksoper mit dem "Exoten"-Stück "Axel an der Himmelstür" einen veritablen Triumph hingelegt. Nun erweist sich auch an einem der Klassiker des Repertoires die Fähigkeit des Deutschen, sich einer Operette mit Ernsthaftigkeit zu nähern und doch den Spielwitz nicht beiseitezulassen.

So reiht sich die Volksoper mit der 1915, inmitten des Ersten Weltkrieges, uraufgeführten Arbeit Emmerich Kalmans gleichsam ein in die grassierende "Wien um 1900"-Manie respektive die Gedenkfeiern zum Jahr 1918. An den Beginn stellt Lund historische Aufnahmen der Ringstraße, die dann unmerklich in den Stammsitz der stückprägenden Familie Lippert-Weylersheim übergehen.

Dieser schnelle Wechsel des Bühnenbilds bleibt bestimmend für die gesamte Inszenierung, wenn etwa bald darauf die Bibliothek des Palais auseinanderbricht und zum Nachtclub wird. Und "Schnell" lautet auch das Motto im Graben, wo Routinier Alfred Eschwe die gesamte Partitur eher geschwind und schmissig nimmt, das ungarische Exotenflair nicht übertreibt.

Für diesen Interpretationsansatz muss man als Dirigent ein entsprechendes Ensemble zur Verfügung haben - und das hat Eschwe. Huber kann als Opernsängerin die opernhafte Linie der Partie auskosten und doch in punkto Schauspiel aus ihrem Karrierebeginn im Musicalfach schöpfen. Ohne dieses Weib geht die Chose nicht - um eine der bekanntesten Nummern des Abends zu paraphrasieren. Ohne den Mann aber auch nicht, ist Lucian Krasznec als Liebhaber Edwin doch der - im positiven Sinne - klassisch-schneidige Operettentenor.

An der Seite der beiden geben Juliette Khalil und Jakob Semotan das Sidekickpaar Stasi und Boni, das sich mit großem körperlichem Einsatz und Spielfreude aus dem Schatten der Nebenrolle heraussingt. Und schließlich brilliert Sigrid Hauser in der Paraderolle der herrischen Alten Anhilte, die sich Wortgefechte mit Volksopernhausherr Robert Meyer als Fürst liefert.

Die Bilanz einer rundum runden Leistung: Besser lässt sich eine "Csardasfürstin" wohl nicht inszenieren, wenn man dem Stück als solches sein Eigenleben lassen will.

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