„Meistersinger“ in Bayreuth :
Sternstunde der Bosheit

Lesezeit: 4 Min.
Erotische Reize vor Gericht: Michael Volle als Hans Sachs und Emily Magee als Eva in den „Meistersingern“
Einmal grandios, einmal matt: Die Überarbeitung der „Meistersinger von Nürnberg“ ist als Ganzes ein Fest. Theatralisch effektvoll wird Wagners antisemitischer Diskurs porträtiert. Dafür enttäuscht „Der fliegende Holländer“ die Bayreuther.

Auf die Frage, ob Richard Wagners Musik – und nicht nur sein Schrifttum – antisemitisch sei, kann es nur eine Antwort geben: Ja, na klar! Wenn Musik mehr als ein selbstbezügliches Zeichensystem, also soziales Handeln, kulturelle Praxis sein soll, ist Wagners Musik antisemitisch. Natürlich sagen die Wagner-Verteidiger sofort, es gäbe kein antisemitisches C-Dur. Aber was, bitte, soll denn das?! Dann gibt es auch kein humanistisches D-Dur in Beethovens Neunter. Dann könnten wir mit genau der gleichen Arglosigkeit die Melodie des Horst-Wessel-Liedes zur Europahymne machen.

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