Voller Machtgier und beklemmend real

Kultur / 22.05.2018 • 19:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Wagners frühe Oper „Rienzi“ steht in Innsbruck auf dem Programm. LT/Larl
Wagners frühe Oper „Rienzi“ steht in Innsbruck auf dem Programm. LT/Larl

Johannes Reitmeier macht aus „Rienzi“ einen historischen Krimi, der niemanden kalt lässt.

Innsbruck Vor 205 Jahren wurde Richard Wagner geboren, bis heute steht er wie kein anderer Musiker in der Kritik, wird gehasst und auch geliebt. Die tragische Oper „Rienzi“, um die es lange still war, hatte nun am Tiroler Landestheater Premiere. An dem Stück scheiden sich die Geister, selbst Wagner distanzierte sich von seinem dritten Werk. Seiner Musik kann man nicht unvoreingenommen lauschen, bei den Nazis war „Rienzi“ beliebt.

Trotz der Tatsache, dass die Uraufführung im Jahr 1842 in Dresden stattfand, ist der Inhalt erschreckend aktuell. Populismus, Intrigen und Machtergreifungen dominieren auch heute das weltpolitische Geschehen. Angesichts dieser beklemmenden Ausgangslage ist die Wachsamkeit des Publikums umso mehr gefragt.

Wagner erzählt die Geschichte des Volkstribuns Cola di Rienzo, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das mittelalterliche Chaos in Rom zu beenden. Rienzi, gesungen von Marc Heller, ist getrieben von der Lust nach Macht und Einfluss. Aufstieg, Zenit und bittere Niederlage bilden die Grundlage für dieses Werk.

Josefine Weber bewältigt die Rolle der Irene mit Bravour und gibt tiefe Einblicke in die innige Geschwisterbeziehung. Jennifer Maines verkörpert in ihrer Hosenrolle Adriano und entpuppt sich als stimmliches und schauspielerisches Highlight. Das völlige Verkennen der politischen Situation lassen Rienzi als politischen Phantasten scheitern. Als er schlussendlich dem mordlüsternen Volk zum Opfer fällt, atmen auch die Zuseher auf.

Riskantes Wagnis

Der Regie führende Intendant Johannes Reitmeier hat es gewagt, „Rienzi“ in einen historischen Krimi zu verwandeln. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung aus effektvoller Musik, Schauplatzwechseln und dramatischen Massenszenen. Durch die gemäßigte zeitgenössische Umsetzung wirkt das Werk dabei weder zu historisch noch zu modern. Das düstere Bühnenbild ohne dekorativen Schnickschnack, bestehend aus drei Türmen und hohen Tribünen, eignet sich ausgezeichnet, die Geschichte in Szene zu setzen. Der musikalische Leiter Lukas Beikircher imponiert in dem Stück mit einer souveränen Leistung. Ihm gelingt es, Musiker und Sänger in Einklang zu bringen. Die Balletteinlage wurde gestrichen und das Werk auf drei Stunden gekürzt.

Trotz der imponierenden Inszenierung darf man sich als Zuhörer nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass die eine oder andere Passage heute aus der Zeit fallen würde. Wagner bleibt nicht grundlos ein umstrittenes Phänomen. Das Innsbrucker Publikum hat die Aufführung hörbar gut angenommen.

Nächste Aufführung von „Rienzi“ am Landestheater in Innsbruck am 27. Mai, weitere im Juni: www.landestheater.at