Oper in London :
Botschaft aus dem königlichen Schlafgemach

Lesezeit: 4 Min.
Benjamins Oper erteilt im Covent Garden Lektionen der Grausamkeit.
In London wird die von Christopher Marlowe inspirierte Oper „Lessons in Love and Violence“ von George Benjamin uraufgeführt. Es brodelt vor Gewalt und Sinnlichkeit.

In der britischen Volksmythologie ist, nicht zuletzt dank Christopher Marlowes Tragödie „Die unselige Herrschaft und der klägliche Tod König Eduards II.“ verankert, dass der Monarch mit einem glühenden Eisenstab gepfählt wurde. Womöglich beruht diese durch Quellen überlieferte Schilderung auf Gerüchten, die gestreut wurden, um den Staatsstreich durch Anspielungen auf die Homosexualität des Königs zu rechtfertigen. In „Lessons in Love and Violence“, der von Marlowes Drama inspirierten, auf hundert Minuten komprimierten Nacherzählung des Umsturzes durch den Komponisten George Benjamin und seinen Librettisten Martin Crimp, die soeben an der Londoner Covent-Garden-Oper ihre szenisch und klanglich tadellos umgesetzte Uraufführung erlebte, bleibt dem Zuschauer die Darstellung der Schreckenstat erspart. Die eindringliche Symbiose von Wort und Musik brodelt jedoch vor Gewalt und Sinnlichkeit. Zarte, irrlichternde Passagen vermengen sich in glühendem Kolorit mit exotischen Cimbalom-Klängen, seltsam zirpenden Harfen und nervösen, tonmalerischen Crescendi.

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