Bremen - Ein prominentes Unterfangen feierte am Samstag eine Uraufführung im Bremer Theater am Goetheplatz: Eine Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ von 1809 mit neuer Musik von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel, einem runderneuerten Text von Armin Petras, inszeniert von Stephan Kimmig, der hier als Regisseur seine erste Arbeit im Musiktheater präsentiert.
Auch Jazz und Pop
Der Roman erzählt von zwei Paaren, deren Leidenschaften sich nicht auf den jeweiligen Partner beschränken. Eduard und Charlotte haben sich aufs Land zurückgezogen, um sich ihren Hobbys zu widmen. Als sie den in die Bredouille geratenen Otto und die elternlose Ottilie aufnehmen, geraten die Dinge in Bewegung – mit tödlichem Ausgang.
Petras hat die Geschichte in die Gegenwart verlegt und ihr ein versöhnlicheres Ende verpasst. Die Paare haben sich am Ende zwar in alle Himmelsrichtungen verstreut, aber Charlotte bietet Eduard an, auf ihn zu warten, mit dem gemeinsamen Kind.
Die Musik, die Kürstner und Vogel für die Bremer „Wahlverwandtschaften“ nun geschrieben haben, nimmt Anleihen bei der klassischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts, impressionistischen Klangmalereien, aber auch bei Jazz und Pop. Sich als Zuschauer darauf zu konzentrieren, ist derweil nicht immer einfach.
Stephan Kimmig lässt es auf der Bühne ordentlich krachen. In einem großen Zelt (Bühne: Katja Haß) tummeln sich nicht nur die erwähnten Paare, sondern auch zwei weitere Figuren, Wolfgang und Christina, die mit schrägen Tanzeinlagen, clownesken Gesangseinlagen und langen Monologen sowie mit Videokameras beschäftigt sind.
Nadine Lehner und Patrick Zielke vom Bremer Opernensemble haben schon oft bewiesen, dass sie nicht nur großartige Sänger sind, sondern auch schauspielerisch viel zu bieten haben.
Am Ende Buhs
Die Schauspieler Robin Sondermann und Hanna Plaß überzeugen als Otto und Tilly, Markus John als Wolfgang und Annemaaike Bakker als Christina vervollständigen den punktuell etwas überspannten Reigen, der das überkommene Liebesbild im Musiktheater klug dekonstruiert.
Am Ende gab es viel Applaus für Schauspieler, Sänger und Musiker, einige kräftige Buhs dagegen für das Regie-Team.