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Der Auftakt - ein Versprechen
Von Roberto Becker / Szenenfotos von Hermann und Clärchen Baus
Mit ihrer augenzwinkernden Mogelei, die die Eröffnung der Staatsoper "Unter den Linden" ja eigentlich ist, könnten sich die Berliner sogar auf Friedrich den Großen berufen. Als das Schmuckstück, das ihm sein Super-Baumeister Knobelsdorff in die Mitte von Berlin gesetzt hatte, 1742 eröffnet wurde, war es auch noch nicht "richtig" fertig. Es ist eh mehr die gefühlte Authentizität des Ortes, die hier waltet. Denn die Staatsoper, die der wiedervereinigten Hauptstadt zufiel, war mehr ein Erbstück der DDR als eines der Preußen. Der Architekt Richard Paulick, das Bedürfnis der Obrigkeit nach einem glanzvollem Rahmen für diverse Anlässe, ein Präsident der DDR, der tatsächlich Oper liebte, eine Baubranche, für die das eine Riesenherausforderung war, nicht zuletzt aber die Bedürfnisse von Künstlern und Publikum nach einem ersten Haus am Platze brachten den Bau zu Wege, der 1955 eingeweiht wurde und irgendwie nach dem Friedrich aussah, den viele Jahre später Honecker wieder Unter den Linden reiten ließ. Der Saal der frisch restaurierten Lindenoper (Foto: Gordon Welters)
Am 3.Oktober war jetzt jedenfalls für den Einzug der Gäste weiträumig abgesperrt. Mit rotem Teppich und dem Gebrüll der Fotografen am Absperrgitter, auf das die meisten ganz gerne reagierten. Ob Ex-Kanzler Schröder, Iris Berben oder Armin Müller-Stahl. Und natürlich Angela Merkel und ihr Mann, etliche Minister usw. Man darf gespannt sein, wie das künftig wird, wenn der Verkehr hier wieder normal rollt. Aber das ist sicher die kleinste Sorge für den künftigen Staatsopern-Intendanten Matthias Schulz, der schon mal an der Seite von Jürgen Flimm als Co-Intendant amtiert und sich beim Promibegrüßen ganz gut machte. Am 3.Oktober war jetzt jedenfalls für den Einzug der Gäste weiträumig abgesperrt. Mit rotem Teppich und dem Gebrüll der Fotografen am Absperrgitter, auf das die meisten ganz gerne reagierten. Ob Ex-Kanzler Schröder, Iris Berben oder Armin Müller-Stahl. Und natürlich Angela Merkel und ihr Mann, etliche Minister usw. Man darf gespannt sein, wie das künftig wird, wenn der Verkehr hier wieder normal rollt. Aber das ist sicher die kleinste Sorge für den künftigen Staatsopern-Intendanten Matthias Schulz, der schon mal an der Seite von Jürgen Flimm als Co-Intendant amtiert und sich beim Promibegrüßen ganz gut machte. Roman Trekel (Faust/Doctor Marianus), Meike Droste (Gretchen) und Chor
Natürlich ist das, was da am 3. Oktober 2017 erst einmal eingeweiht wurde, ein Politikum. Mit mindestens zwei Seiten. Die eine ist, dass es etwas Gescheites geworden zu sein scheint. Es gibt vieles, was auf den ersten Blick nicht sichtbar, aber nötig war, wenn man tatsächlich die Liga der Opernhäuser in anderen Hauptstädten anvisiert. Die Grundsanierung von Opernhaus und Intendanzgebäude, ein unterirdischer Tunnel, ein Probenzentrum, vor allem die Anhebung der Saaldecke um mehr als fünf Meter zur Verbesserung der Akustik. Das scheint, so der erste Eindruck nach einem überlangen Abend mit ein paar knappen Reden (von Bundespräsident, Kulturstaatsministerin und Regierendem Bürgermeister, samt kurzem Epilog von Jürgen Flimm), viel Robert Schumann-Sound und dazwischen gesprochenen Faust Dialogen, auch gelungen zu sein. 1,6 Sekunden Nachhallzeit statt wie bisher 1,1 - verglichen mit dem, was man in Erinnerung hat, sind das wirklich zwei Paar sehr verschiedene Schuhe. Wobei man natürlich erstmal hören muss, wie hier ein Wagner oder Barockmusik klingen. Aber Schumann klingt schon mal gut. Als der fabelhafte Chor auf den Rängen verteilt sang, war das geradezu himmlisch. Der Chef der Staatskapelle ("auf Lebenszeit") Daniel Barenboim, der mit all seinem Einfluss wohl einer der treibendsten Kräfte der Sanierung und des Durchhaltens auf allen Seiten war, zeigte sich jedenfalls schon mal demonstrativ zufrieden mit dem Resultat. Was man jetzt, oben unter den Decke als Netzmuster sieht, ist jene "Nachhallgalerie", die das zuwege bringt. Je mehr man vom Resultat hört, umso schöner sieht dieses eine modernistische Moment in der Innenarchitektur dann auch aus. Elsa Dreisig (Gretchen), Sven-Eric Bechtolf (Mephistopheles) und René Pape (Mephistopheles)
Nach einer Reihe mit Konzerten wird das Haus nochmal geschlossen, um alle Arbeiten abzuschließen. Im Dezember beginnt dann der Dauerbetrieb. Vielleicht muss man im einen oder anderen Fall (oder von anderen Plätzen als im Parkett aus) den ersten Eindruck noch mal etwas korrigieren. Aber der ist jedenfalls gut bis hervorragend. Was die Bauzeit- und Kosten-Verdoppelung betrifft muss man zu Gunsten des Intendanten und seines GMD einräumen, dass die beiden sicher die geringste Schuld an der Verzögerung und Verteuerung trifft. Sie sind weder Bauleiter noch Architekten. Die Verantwortung für diese zweite Seite der politischen Medaille liegt beim Berliner Senat. Wo man die freilich von einem Tisch auf den anderen schiebt. Was Jürgen Filmm allerdings als Regisseur der Faust-Szenen bot, bleibt ein Eröffnungssonderfall. Tolerabel als Notlösung für einen gesetzten Staats-Termin, aber kein Vorbild für das, was künftig hier folgen sollte. Ein Zeichen wäre gewesen, wenn es (wie geplant) gelungen wäre, das Projekt einer Uraufführung von Wolfgang Rihm zu einem Text von Botho Strauss zu realisieren. Aber Rihm ist so schwer erkrankt, dass daraus nichts wurde. So mussten Schumann und Goethes Faust ran. Als Referenz an die Nachkriegsgeschichte sprach die Lindenopern-Legende Anna Tomowa-Sintow die Zueignung aus Goethes Faust. André Jung (Faust), Elsa Dreisig (Gretchen), René Pape (Mephistopheles/Böser Geist), Meike Droste (Gretchen) und Chor
So recht traute Flimm wohl selbst der Anlasstauglichkeit von Robert Schumanns in den Jahren 1844 bis 1853 entstandenem, musikalischem Stück-Werk nicht und versuchte es daher mit originalen Faust-Texten aufzupeppen. Doch was André Jung und Sven-Eric Bechtholf als Faust und Mephisto boten, schien eher auf ein Openair-Spektakel zu zielen. Jedenfalls gelang die Verschränkung mit dem singenden Personal nur punktuell. Am besten noch bei Gretchen. Meike Droste bleibt ebenso in angenehmer Erinnerung mit ihrer anrührenden Frische wie Elsa Dreißig als ihr singendes Pendant. Natürlich ist bei Roman Terkel und seinem liedhaften Zugang, besonders aber durch René Papes Prachtbass für vokalen Luxus gesorgt, wenn die Faust und Mephisto singen und mit komödiantischer Lust spielen. Da man auch bei der Ausstattung auf Prominenz gesetzt hatte, durfte Malerfürst Markus Lüpertz in den Farbtopf langen und zwei seiner unverkennbaren Skulpturen, Prospekte und eine Bühne auf der Bühne beisteuern. Und damit den Anlass (und damit vor allem sich selbst) feiern. Ursula Kudrna steckte das gesamte Personal in Kostüme, die auf die biedermeierlich auf die Entstehungszeit verweisen. Die teuflischen natürlich höllisch rot. Die Kombination und Abfolge der Szenen erschließt sich nur bedingt, vor allem ist dieser Abend aber durch diese Kombination viel zu lang. So dass sein Titel für viele Zuschauer eher zum Kalauer wird. Im Apollosaal gab es dann einen Epilog ohne Musik. FAZITAm Nationalfeiertag war die Eröffnung des Hauses das Entscheidende. Jürgen Flimms Version von Schumanns Faust-Szenen eher eine Eröffnungsnotlösung. Für Daniel Barenboim und die Staatskapelle war es ein gelungener Probelauf. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht
Choreographie
Chor
Kinderchor
Dramaturgie
Sänger
Faust, Doctor Marianus
Gretchen, Una Poenitentium
Mephistopheles, Böser Geist, Pater Profundus
Marthe, Sorge, Mater Gloriosa
Not, Magna Peccatrix
Mangel, Mulier Samaritana
Schuld, Maria Aegyptiaca
Ariel, Pater Ecstaticus
Pater Seraphicus
Soli
Schauspieler
Faust, Herold
Mephistopheles, Lieschen
Gretchen, Astrolog, Engel, Türmer
Zueignung
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