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Le Grand Macabre

Musikalische Groteske
Libretto von Michael Meschke und György Ligeti
frei nach Michel de Ghelderodes Schauspiel La Balade du Grand Macabre
Musik von György Ligeti
Revidierte Fassung (1996)

in deutscher Sprache mit Übertiteln

Koproduktion mit Lucerne Festival und dem Nationaltheater Mannheim
Premiere am 29. September 2017 im Südthüringischen Staatstheater Meiningen

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)


Homepage

Südthüringisches Staatstheater Meiningen
(Homepage)
Bunt ist der Weltuntergang in Breughelland

Von Roberto Becker / Fotos von Ingo Höhn

Die Meininger haben am Wochenende Glück gehabt. Ihr Intendant Ansgar Haag hat ihnen zur Abwechslung mal einen "echten Fritsch" geliefert. Ist nicht leicht zu bekommen, da längst viel gefragt. Sein gemeinsam mit Luzern gestemmter Le Grand Macabre bietet alle Vorzüge dieser spezielle Art von Theater. Zugleich ist es ein gereiftes Exemplar "Verfritschung". Niemand, der halbwegs offene Ohren und wache Augen für dieses leicht verrückte Opern-Schmankerl des Ungarn György Ligeti (1923-2006) mitbringt, wird verschreckt. Weder in Meiningen noch in Luzern.

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Nekrotzar in Mephisto-Rot

Die groteske, 1978 uraufgeführte Weltuntergangs-Oper und Herbert Fritsch sind wie füreinander geschaffen. Die absurde Geschichte mit ihrem grell überzeichneten Personal ruft förmlich nach diesem verspielten, überdrehten und dabei doch so hochpräzisen Regisseur. Der 66jährige ist von Hause aus Schauspieler. Genauer: einer der prägenden Protagonisten von Frank Castorfs Volksbühnen-Truppe. Als das vor zehn Jahren ausgereizt war, ging er seinen eigenen Weg. Aber nicht in die Schmollecke diverser Altersrollen. Er wurde selbst Regisseur, stellte sich in dieser Branche gleich ganz vorne an und kam mit einigen seiner Geniestreiche (wie Murmel, Murmel und Die spanische Fliege) ohne Groll und mit Kassenfüllern an sein früheres Stammhaus zurück. Manche Kritiker des modernen Theaters meinen ja, dass sich die Regisseure ihre Stücke selbst machen sollten, wenn sie mit dem Ererbten Probleme haben.

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Der Astrologe und seine Gattin

Herbert Fritsch ist einer von denen, die einfach gesagt haben: ok, mach ich. Das geht in der Oper natürlich nicht so einfach - aber auch da verlangt er seinen Darstellern einiges ab. In vielen Szenen kann man sich gut vorstellen, wie der Meister selbst vorspielt, was er sehen will. Seine Applausordnungen sind längst Teil jeder Inszenierung, weil er sich dabei immer einen spektakulären Auftritt gönnt.
Den gab es in Meiningen jetzt nicht. Den Rest schon. Mit einer begeistert auf die ungewohnte Musik geradezu fliegenden Hofkapelle unter ihrem GMD Philippe Bach. Und mit der Truppe exzellenter Sängerdarsteller aus Luzern: Grandios Claudio Otelli als der mit dem Titel gemeinte Große Makabre mit dem Namen Nekrotzar. Teuflisch in Feuerrot und stimmgewaltig ist er die eindrucksvolle Verkörperung der forcierten Lust am Weltuntergang.

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Auf der kargen Bühne ist immer was los

Als Chef(in) der Geheimpolizei (und als Venus) holt Diana Schnürpel aus geschmeidigen Ganzkörperbewegungen glasklare Koloraturen. Der Counter Hubert Wild ist ein herrlich verzärtelter, mit der Überforderung im Amt spielender Fürst Go-Go. Remy Burnens und Bernt Ola Volungholen spielen das komödiantische Potential seiner beiden schmierigen Minister in ihrem Diseusen-Outfit erbarmungslos aus. So, wie Vuyani Mlinde und Sarah Alexandra Hudarew dem Astrologen und seiner Furie von Gattin Mescalina komisch groteske Züge verpassen. Nicht nur, wenn sie ihre baumelnden Brüste wie Nahkampfwaffen einsetzt. In diesem Panoptikum wirken Robert Maszl als notorischer Säufer Piet vom Fass und das Liebespaar Amanda (Magdalena Risberg) und Amando (Karin Torbjörnsdottir), die schon in ihren Kostüme wie die männliche und die weibliche Hälfte ein und desselben Menschen daherkommen, noch am normalsten.

Für alle steht am Ende ein bunter Sarg im Halbrund bereit. Der Weltuntergang, also der Menschen Tod, stehen ja in Breughelland angeblich bevor. Fällt zwar dann doch aus, aber ihren Sarg haben sie schon mal alle.

Vergrößerung in neuem Fenster Mehr Angst als Vaterlandsliebe: Der Fürst und sein Geheimdienstchef

Vorsichtshalber sozusagen. Abgesehen von dem höllischen Schlitz in der Bühnenmitte und dem dekorativ im Hintergrund aufgebauten, vorwiegend schlagzeugernden Bühnenmusikern, ist das der Raum. Der Rest ist (das Gegenteil von) Schweigen. Mit einer passgenau sitzenden Personenregie. Maßgeschneidert. Herbert Fritschs bislang vielleicht werktreueste Regie in der Oper. Ein paar Meininger hatten womöglich etwas anderes erwartet. Und gingen in der Pause. Die, die dageblieben waren, sorgten nach einem szenisch passgenauen und musikalisch durchweg brillanten Abend am Ende für begeisterten Beifall.


FAZIT

Herbert Fritsch begeistert das Meininger Publikum mit einem Le Grand Macabre" der besonderen Art.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Philippe Bach

Inszenierung und Bühne
Herbert Fritsch

Kostüme
Bettina Helmi

Chor
Mark Daver

Dramaturgie
Brigitte Heusinger


Chor des
Luzerner Theaters

Meininger Hofkapelle


Solisten

Piet vom Fass
Robert Maszl

Amanda
Magdalena Risberg

Amando
Karin Torbjörnsdóttir

Nekrotzar
Claudio Otelli

Mescalina
Sarah Alexandra Hudarew

Nostradamus
Vuyani Mlinde

Gepopo / Venus
Diana Schnürpel

Weißer Minister
Remy Burnens

Schwarzer Minister
Bernt Ola Volungholen

Fürst Go-Go
Hubert Wild

Ruffiack
Marco Bappert

Schobiack
Peter Wigger

Schabernack
Ivo Kazarow



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Südthüringischen
Staatstheater Meiningen

(Homepage)



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