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Hoher künstlerischer Anspruch gepaart mit Pragmatismus

Das frisch sanierte Lübecker Theater feiert 100. Geburtstag

"100 Jahre Theater Lübeck" heißt es von heute an im Stadttheater an der Beckergrube, einem der schönsten in Deutschland - und einem der literaturträchtigsten. Der Schriftsteller Thomas Mann, 1875 in Lübeck geboren und für seinen Roman "Die Buddenbrooks", der den Verfall einer Lübecker Kaufmannsfamilie aufzeichnet, mit dem Nobelpreis geehrt, schrieb immer wieder über den Besuch des Stadttheaters als "künstlerisches Kapitalereignis meines Lebens".

Wobei Mann sich explizit auf die Begegnungen mit der Opernkunst Richard Wagners bezog: "Ich will mich nicht vermessen, aber ich glaube, einen hingenommeneren Zuhörer hat das Stadttheater nie beherbergt, als ich es an jenen zaubervollen Abenden war." Auch der empfindsame Hanno aus den "Buddenbrooks", der seine Mutter ins Stadttheater begleiten durfte, um Wagners "Lohengrin" zu hören, ließ sich von der "süßen und verklärten Herrlichkeit, auf die er lauschte" betören. Dass Thomas Mann kurz vor dem Nervenzusammenbruch stand, als sein einziges, 1905 geschriebenes und von der Kritik zuvor zerfetztes Bühnenwerk "Fiorenza" am Stadttheater aufgeführt wurde, ist ein anderes Kapitel.

Was also liegt näher, als Thomas Mann und Richard Wagner in das Zentrum der Jubiläumsspielzeit zu rücken? Heute wird sie mit der Uraufführung der von Michael Wallner dramatisierten Fassung von Manns Roman "Der Zauberberg" eröffnet. Zwei Tage später steht die bereits gerühmte Inszenierung von Wagners "Walküre" wieder auf dem Programm als erster Tag der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen", die Lübecks Generalmusikdirektor Roman Brogli-Sacher im Laufe der folgenden Spielzeiten vervollkommnen wird.

Zwei Kulturereignisse dem Anspruch des Lübecker Stadttheaters gemäß, auf dessen mächtigem Dreiecksgiebel an der Hauptfassade die Widmung steht "Dem Wahren, Guten, Schönen". Wenn man die Geschichte dieses Jugendstiljuwels verfolgt, das nach einer gründlichen Sanierung wieder weitgehend in seinen Originalzustand zurückversetzt wurde, kann man nachlesen, wie hier über 100 Jahre hoher künstlerischer Anspruch mit Pragmatismus verbunden war: "Das Theater soll zur Aufführung von Opern und Schauspielen benutzt werden. Die Bühneneinrichtung ist so zu treffen, dass das Haus sowohl für die Wagner'sche Oper, wie auch für das Konversationsstück benutzt werden kann", lautete 1905 der Auftrag.

Nachdem der Industrielle, Senator Emil Possehl, nach Verzögerungen Druck ausgeübt und 465 000 Mark in Aussicht gestellt hatte, schritt das Unternehmen zügig voran. Der berühmte Architekt Martin Dülfer entwarf die Pläne, der Senat bewilligte Mittel in Höhe von 1 734 320 Mark und bereits am 1. Oktober 1908 wurde das Theater mit einem Festakt eröffnet.

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