Verdis Mantel-und-Degen-Opern : Frauen können hier nur weinen, beten, sterben
Die klügsten unter den Verehrern es Komponisten Giuseppe Verdi bemühen sich redlich, seine Mantel-und-Degen-Opern „La forza del destino“ (Die Macht des Schicksals) und „Il trovatore“ (Der Troubadour) als große Kunst zu rechtfertigen. Doch auch sie können nicht in Abrede stellen, dass die dramatischen Verläufe dieser Stücke hanebüchen sind und die Figuren nur Typen, keine Menschen darstellen. Von der feinen Psychologie eines Wolfgang Amadeus Mozart oder eines Peter Tschaikowsky ist Verdi weit entfernt; er fällt hier sogar zurück hinter die Ausleuchtung seelischer Intimität, die er in „La traviata“ schon einmal erreicht hatte. Wie in beiden Opern immer nur der Bariton zu verhindern sucht, dass der Tenor die Sopranistin bekommt, und dass diese Sopranistin – Hauptsache, sie heißt Leonora – immer nur fürs Weinen und Beten zuständig ist, um am Ende als Opfer vom Dienst und pures Objekt männlicher Gier sterben zu dürfen, das grenzt in der industriellen Kaltschnäuzigkeit der Machart an Schund.