„Hamlet“ in Glyndebourne : Shakespeare, frisch gepresst, ohne Kerne
Wie bewältigt man die Herausforderung, eines der größten und rätselhaftesten Dramen der Weltliteratur zu vertonen? Wie geht man mit den berühmtesten Zitaten um, ohne dem Klischee zu verfallen? Vor dieser Frage standen unzählige Komponisten von Joseph Haydn über Claude Debussy bis in die Gegenwart, die sich an William Shakespeares „Hamlet“ die Zähne ausgebissen haben. Der australische Komponist Brett Dean, der nach seiner ersten Oper „Bliss“, die dem Roman seines Landsmannes Peter Carey folgt, den Auftrag erhielt, eine Hamlet-Oper für die Festspiele in Glyndebourne zu schreiben, ist der Jüngste in dieser Reihe, die den wolkigen Olymp zu erklimmen versucht hat. Das Wagnis, ist aufgegangen, nicht zuletzt, weil Glyndebourne unter dem Dirigat von Vladimir Jurowski und mit der subtilen Regie von Neil Armfield musikalisch und szenisch alle Mittel aufgefahren hat, um der Uraufführung die bestmöglichen Erfolgschancen zu bescheren.