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Premiere Kalauer und Prügel statt Zauber

Wolfgang Denker

Bremen - Kam Henry Purcells „The Fairy Queen“ zum Spielzeitauftakt vor 13 Jahren in Oldenburg noch als fulminantes Totaltheater auf die Bühne, so ist in der aktuellen Inszenierung des Bremer Theaters leider nur die musikalische Seite geglückt. Und das ist in erster Linie Olof Boman und den Bremer Philharmonikern zu danken, die aus dem halb hochgefahrenen Orchestergraben musizieren.

Klinikpersonal

Die reiche Erfahrung, die Boman mit Barockmusik hat, ist in jedem Takt spürbar. Er sichert der Musik von Purcell, dem wohl bedeutendsten englischen Barockkomponisten, Farbenreichtum und Individualität. Die kleine, mit Barockinstrumenten angereicherte Besetzung der Philharmoniker erweist sich dabei als bestens aufgestellt und an allen Pulten sehr kompetent. Allein die schmetternden Trompeten sind für sich schon ein Ereignis.

Das kann man von Robert Lehnigers Inszenierung des Werkes, das auf Shakespeares „Sommernachtstraum“ basiert, nicht behaupten. Die Bühne ist für die 1692 uraufgeführte Semi-Oper (eine Mischung aus Oper, Schauspiel und Tanzabend) in eine sterile Raumlandschaft verwandelt worden, die eine Art Schlaflabor darstellt. Im Zuschauerraum verteilte Chorsänger werden von den Elfen, die in ihren weißen Anzügen an Klinikpersonal erinnern, auf die Bühne geholt, um in dem experimentellen Institut „The Forest“ ihre geheimen Wünsche ausleben zu können.

Titania (Irene Kleinschmidt) und Oberon (Helge Tramsen), Lysander (Christoph Vetter) und Hermia (Meret Mundwiler), Demetrius (Julian Anatol Schneider) und Helena (Lina Hoppe) sowie Puck (Parbet Chugh) und Zettel (Justus Ritter) – sie alle werden von Schauspielern dargestellt, denen viel Action bis hin zur handfesten Prügelei abverlangt wird. Die Gesangspartien sind den Elfen zugeordnet.

Iryna Dziashko und Nerita Pokvytyté (Sopran), Hyojong Kim (Tenor), Birger Radde (Bariton), Christoph Heinrich (Bass) sowie John Lettimore (Countertenor) erweisen sich dabei als stilsicheres und weitgehend schlagkräftiges Ensemble. Und der von Alicia Meregaglia einstudierte Chor überzeugt mit einer hervorragenden Leistung.

Regisseur Lehniger arbeitet wieder einmal mit Videos und Live-Kameras – eine Spezialität von ihm. Zudem begeht er die „Todsünde“, an vielen Stellen in die Musik reinsprechen zu lassen. Die textliche Bearbeitung mit Kalauern wie „Kein Triangel hat je geangelt“ von Durs Grünbein ist dabei oft grenzwertig.

Für Zuschauer, die den „Sommernachtstraum“ nicht kennen, dürfte die eigentliche Handlung nur schwer nachzuvollziehen sein. Und die Posse um Pyramus und Thisbe, die bei Shakespeare eigentlich von den Handwerkern aufgeführt wird, gerät hier zu einer reichlich albernen Einlage, bei der der Schwanz eines Löwen zur tödlichen Waffe wird.

Aparte Lichtregie

Charme, Erotik, Fantasie und zauberische Stimmung sind Zutaten, die dieser Inszenierung völlig fehlen. Da hilft auch die manchmal aparte Lichtregie von Christian Kemmetmüller nicht mehr viel. Selbst die Choreografie von Emmanuel Obeya beschränkt sich auf unmotivierte, zuckende Bewegungen.

Am Ende ist das Kind erwachsen, Titania und Oberon, der im Rollstuhl sitzt, sind alt und gebrechlich. Ihr Traum scheint es zu sein, sterblich zu werden.

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