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Musiktheater
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Prinzessin Nofretete

Operette in zwei Akten und einem Zwischenspiel
Text von Rudolf Köller und Nico Dostal
Musik von Nico Dostal
Einrichtung für die Musikalische Komödie von Franziska Severin und Christian Geltinger

in deutscher Sprache (keine Übertitel)

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere am 25. März 2017 in der Musikalischen Komödie Leipzig
(rezensierte Aufführung: 26.März 2017)


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Oper Leipzig
(Homepage)

Kreuzfahrt auf dem Nil

Von Joachim Lange / Fotos: Ida Zenna und Kirsten Nijhof

Der österreichische Operettenkomponist Nico Dostal (1895 - 1981) ist durch Barrie Koskys große Clivia- Show an der Komischen Oper mit ziemlichem Aplomb wieder ins Visier der Operettenfreunde geraten. Jetzt hat die Musikalische Komödie („MuKo“) in Leipzig seine Prinzessin Nofretete ausgegraben. Mit Cliva war 1933 sein internationaler Durchbruch verbunden. Mit der 1936 etwas abseits der Operettenmetropole Berlin in Köln uraufgeführten Prinzessin Nofretete ließ sich eine Leerstelle überbrücken, die die Nazis mit ihrem Rassenwahn unter den oft jüdisch-deutschen Komponisten für Novitäten der Leichten Muse zu verantworten haben.

Szenenfoto (Foto © Ida Zenna)

In Leipzig wird die Ausgrabung für Regisseurin Franziska Severin zur Vorlage für eine Kreuzfahrt auf dem Nil bzw. in alle Klischee-Täler, die sich im Laufe der Jahre so angesammelt haben. Und für die der berühmte Kopf der Hauptgattin von Pharao Echnaton, Nofretete, steht. Die gehört längst selbst zu den berühmten Berlinerinnen und steht zugleich exemplarisch für alle Schönheiten des alten Ägyptens.
Die heute unbekannte Musik von Dostal ist auf eine Art und Weise perfekt, dass sie einem gleichwohl bekannt vorkommt. Sie spielt mit allen Einflüssen der Zeit. Und hat doch ihr eigenes Tempo und originellen Witz. Der auch dann höchst spielerisch funktioniert, wenn gesprochen wird. Es gibt alles - von exotischen Zwischenspielen und Couplets, über sentimentale Schlager, walzernde Tanzeinlagen, ja sogar Marschrhythmen, die man sich auch in der Wochenschau von damals hätte vorstellen können.

Szenenfoto

(Foto © Kirsten Nijhoff)

Der Plot ist filmreif und verbindet eine touristische Exkursion an den Nil zu den Archäologen an den Pharaonen-Gräbern mit einer erfundenen Lovestory aus dem alten Ägypten. Dafür haben Frank Schmutzler (Bühne) und Sven Bindseil (Kostüme) eine wahre Ausstattungsorgie entfesselt. Schon im Foyer gibt’s Prospekte von Nil-Reisen von anno dazumal, Fotos von Ausgräbern. Das gesamte Hauspersonal hat Reiseleiter-Mützen auf. Im Saal flankieren große ägyptische Statuen das Bühnenportal. Und der erste Rang ist mit einem altägyptischen Hieroglyphen-Fries tapeziert. Etliche Sarkophage stehen herum. Der erste, der „Gegenwartsteil“ wirkt cineastisch vom „Tod auf dem Nil“ inspiriert; der zweite wie vom „Fluch des Pharao“. Der Clou ist der Wechsel zwischen beiden Welten. Da wird der Zuschauerraum mit seinem Tonnengewölbe zur Grabkammer, über dessen Decke Riesenkäfer krabbeln.

Szenenfoto (Foto © Ida Zenna)

Milko Milev ist mit komödiantischen Charisma sowohl der Chefausgräber Lord J. Callagan als auch der Pharao Rhampsinit. Lilli Wünscher ist mit Eleganz dessen Tochter Claudia hier und Prinzessin Nofretete dort. Und (der stimmlich etwas enge) Radoslaw Rydlewski der Wunschpartner Dr. Hjalmar Eklind bzw. der Offizier Amar. Das zweite Paar im Stück besteht aus der frisch beweglichen Nora Lentner als Pollie Miller bzw. Teje und Jeffry Krueger als Totty Tottenham und Prinz Thotope. Wunderbar ist Angela Mehling als dessen Tante Quendolin. Die Handlung kommt in Schwung, weil dieser junge Mann als reicher Erbe eine andere reiche Erbin heiraten soll, weil die entsprechenden Familien das so beschlossen haben, aber beide andere Partner präferieren. Dass das Ganze auf ein Happyend mit den jeweiligen Wunschpartnern zusteuert, ist schnell klar. Der Weg dort hin ist so mit Witz und Ironie gepflastert, dass es durchweg Spaß macht, dabei zu sein.

Szenenfoto

(Foto © Kirsten Nijhoff)

Man könnte das auch anders machen, etwa die Entstehungszeit der Operette nicht so konsequent ausblenden oder aus unserer Gegenwart in die Geschichte einsteigen. In Leipzig erzählt man die Geschichte vom Blatt. Da es aber ein so wunderbar handkoloriertes ist, geht es auch so. Neben den Protagonisten, dem hauseigenen Ägypter-Ballett und dem spielfreudigen Chor sind es vor allem Chefdirigent Stefan Klingele und das Orchester, die das Vergnügen dieser Ägyptenreise garantieren.


FAZIT

Die Musikalische Komödie Leipzig macht aus Nico Dostals Prinzessin Nofretete eine rundum amüsante Kreuzfahrt auf dem Nil.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Stefan Klingele

Inszenierung
Franziska Severein

Choreographie
Mirko Mahr

Bühne
Frank Schmutzler

Kostüme
Sven Bindseil

Chor
Mathias Dreschsler

Ballett, Chor und Extrachor der
Musikalischen Komödie Leipzig

Orchester der
Musikalischen Komödie Leipzig

Solisten

Claudia/ Prinzessin Nofretete
Lilli Wünsche

Dr. Hjalmar Eklind/ Amar
Radoslaw Rydlewski

Pollie Miller/ Teje
Nora Lentner

Totty Tottenham/ Prinz Thototpe
Jeffrey Krueger

Lord J. Callagan/ Pharao Rhampsinit
Milko Milev

Quendolin Tottenham
Anne-Kathrin Fischer

Abu Assam/ Assamabu
Hinrich Horn

Ein Dieb
Roland Otto

Brown, ein Tourist
Samuel Hoppe

Kalaika
Peter Waelsch

Pipapo
Georg Führer



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



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