Angesiedelt in den 1960er-Jahren ist das Musical "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen"

Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Wien – Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen: Also der Titel klingt schon vielversprechend. Das findet auch der Fensterputzer J. P. Finch, als er einen Ratgeber zu lesen bekommt, der ihm Selbiges verspricht. Finch hält sich an die Anweisungen des Autors, und was soll man sagen: In kürzester Zeit – hier knappe drei Stunden – steigt er vom kleinen Angestellten zum Aufsichtsratsvorsitzenden eines riesigen Unternehmens auf. Da ist die Musicalwelt wieder in Ordnung.

Die Volksoper hat in der Direktion von Robert Meyer die Gewichtung der Sparten zuungunsten der Operette etwas verschoben und ist zum gewichtigen Player im Musicalbereich geworden. Fünf Werke dieses Genres zeigt man heuer, und seit kurzem ist mit Frank Loessers How to Succeed in Business Without Really Trying ein weiterer Broadwayklassiker zu sehen.

Hochgeschwindigkeitsklamauk

Das Werk, das mit mehreren Tony Awards und dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, war 1961 uraufgeführt worden, und in der Koproduktion der Volksoper mit der Staatsoper Hannover wird das Geschehen auch in dieser Zeit angesiedelt. Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau erfreut mit grafischen Projektionen, die an die Mad Men-Serie erinnern. Ansonsten kommt im hallenartigen Bühnenraum nur wenig Stimmung auf. Immerhin kämpfen die makronenfarbenen Damenkostüme von Judith Peter mutig gegen die fahle szenische Umgebung an.

Matthias Davids setzt in seiner Inszenierung leider sehr auf Hochgeschwindigkeitsklamauk: Bud Frump (Marco Di Sapia), der tumbe Neffe des Generaldirektors Biggley, ist ganz Geschrei und Grimassieren; Hedy LaRue (Ines Hengl-Pirker), des Generaldirektors Geliebte, gerät zur piepsstimmigen Groteske. Den Firmenlenker gibt Hausherr Robert Meyer mit bestrickender Routine.

Lisa Antoni bietet als Finchs Angebetete Rosemary Solides, Peter Lesiak (er singt den Aufsteiger alternierend mit Mathias Schlung) entzieht sich Davids' Diktat der allgemeinen Durchgedrehtheit im zweiten Akt und erfreut mit entspanntem Auftreten und Gutartigkeit. Das Orchester wirkt anfangs etwas schläfrig – da könnte Joseph R. Olefirowicz noch mehr Präzision und Schmiss herauskitzeln. Ob diese Produktion wohl langfristig Karriere machen wird im Haus am Währinger Gürtel? Die Zeit, unser aller Chefin, wird es zeigen. (sten, 2.3.2017)