Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Kultur
  3. Bühne und Konzert
  4. Jonas Kaufmann: Der Gott des hohen C singt wieder

Bühne und Konzert Jonas Kaufmann

Der Gott des hohen C singt wieder

Freier Feuilletonmitarbeiter
HANDOUT - Tenor Jonas Kaufmann steht am 14.01.2017 als Lohengrin in der Wagner-Oper «Lohengrin» in der Opera Bastille in Paris auf der Bühne. Monatelang sagte Jonas Kaufmann krankheitsbedingt seine Auftritte ab. In Paris hat der deutsche Tenor nun sein Comeback gegeben. Das Publikum feierte einen Star in Hochform. (zu dpa "Comeback in Paris: Startenor Jonas Kaufmann wieder in Topform" vom 19.01.2017) ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Oper und nur bei Urheber-Nennung Foto: Monika Rittershaus/Opéra national de Paris/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ HANDOUT - Tenor Jonas Kaufmann steht am 14.01.2017 als Lohengrin in der Wagner-Oper «Lohengrin» in der Opera Bastille in Paris auf der Bühne. Monatelang sagte Jonas Kaufmann krankheitsbedingt seine Auftritte ab. In Paris hat der deutsche Tenor nun sein Comeback gegeben. Das Publikum feierte einen Star in Hochform. (zu dpa "Comeback in Paris: Startenor Jonas Kaufmann wieder in Topform" vom 19.01.2017) ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Oper und nur bei Urheber-Nennung Foto: Monika Rittershaus/Opéra national de Paris/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Auch auf Stimmbändern kann man blaue Flecken bekommen: Der Tenor Jonas Kaufmann litt darunter. Jetzt steht er in Paris als Lohengrin wieder im Schilf
Quelle: dpa
Jonas Kaufmann musste sich vier Monate Auszeit nehmen, die Elbphilharmonie-Eröffnung absagen. Im Pariser „Lohengrin“ hatte er seinen ersten Auftritt. Die Stimme ist wieder da, es fehlt was anderes.

Seit er am 12. September 2016 bei einem Promo-Event im neapolitanischen Teatro San Carlo Lieder seiner aktuelle Italien-CD „Dolce Vita“ geträllert hatte, war der deutsche Startenor Jonas Kaufmann verstummt. Kaufmann hatte einen Bluterguss auf dem Stimmband und der musste einfach ausheilen.

Sein Rollendebüt in der Titelrolle von „Les Contes d’Hoffmann“ in Paris fiel der Zwangspause ebenso zum Opfer wie eine Japantour mit Liederabenden. Und natürlich wurde in der notorisch klatschsüchtigen Opernbranche eifrig in der Gerüchteküche gerührt...

Immerhin haben ihn jetzt die Pariser doch wieder: der 47-Jährige steht neuerlich als Lohengrin auf der Bühne und singt an der Opéra Bastille in der von der Mailänder Scala übernommen Claus-Guth-Produktion. Bei deren Premiere war er schon im Dezember 2012 dabei.

Hier darf er leise sein, melancholisch, verstört

Guths nüchterne Sehweise der romantischen Wagner-Oper als trocken durchdeklinierte Gründerzeit-Familienaufstellung kommt dem Rekonvaleszenten sicher entgegen. Lohengrin ist ein irgendwie epileptisch zuckender Alien in Militäruniform, der plötzlich in Embryonalstellung in Christian Schmidts zweistöckigem Lichthofkasten mit Gusseisensäulen liegt.

Da kann Kaufmann den melancholisch verstörten, barfuß durchs Schilf tappenden Außenseiter geben, während seine Elsa, die bleich tönende Edith Haller, an das Klavier als bürgerliches Salonfolterinstrument verbannt ist. Und Evelyn Herlitzius räumt auch in der Krinoline als bitterböse Ortrud ab.

Vor dem Bluterguss auf den Stimmbändern klang Lohengrin so

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus YouTube
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Im Opernmusikchef Philippe Jordan, der mit dem diesmal gar nicht blaustrahlenden Schwanenritter-Opus sein Wagnerrepertoire komplettiert, hat Kaufmann einen zurückhaltenden Verbündeten, der stark auf die Kraft bannender Piani setzt. Und so darf Kaufmann verhalten lyrisch starten, aber wirklich große Ausbrüche sind (noch) kaum drin.

Im ersten Finale ist Jonas Kaufmann vokal im Ensemble nicht auszumachen. Nie gehört leise klingt das große Liebesduett im dritten Akt, ähnlich zurückgenommen, aber mit feiner Registermischung singt er die Gralserzählung. Alles ist wieder da, auch die charakteristisch baritonale Tenorstimmenfärbung, aber es tönt vorsichtig.

Man kann das freilich auch als Musterbeispiel intimer, mit ideal projiziertem Legato arbeitender, introvertierter Tenorkunst bewundern. Und es rührt, berührt: Der sanfte Held als tragischer Verlierer.

Und dann kommt bald das „Otello“-Debüt

Doch das Tenorkarussell nimmt wieder Fahrt auf. In London hat Jonas Kaufmann als nächstes im Barbican Cenre eine vierteilige Residency mit Liederabend und Konzerten. Beim Wiener Opernball will er sich am 23. Februar als Stargast wieder einem Millionen-TV-Publikum mit „Carmen“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ präsentieren.

Anzeige

Dann aber stehen zwei nicht gerade leichte Engagements an: Ab dem 12. März singt er in einer Münchner Premiere neuerlich Umberto Giordanos französischen Revolutionsdichter Andrea Chenier. Und am 21. Juni soll an der Londoner Covent Garden Opera das langerwartete „Otello“-Debüt erfolgen, Verdi-Gipfelpunkt jeder italienischen Tenorkarriere. Dagegen sind dann die drei Parsifals im Sommer als Teil der australischen Winteropernsaison fast ein Spaziergang...

Mit einer anderen Schreckensnachricht aber werden die Fans wohl leben müssen: Auf dem lockigen Hinterkopf des offenbar wenig eitlen Tenors zeigt sich eine große kahle Stelle! Der Gott vom hohen C ist eben auch nur ein ganz gewöhnlicher, von Haarausfall betroffener Mann.

Cosi fan tutte - an der Deutschen Oper in Berlin

Die Uraufführung von Cosi fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart war am 26. Januar 1790 im „alten“ Wiener Burgtheater am Michaelerplatz. Premiere an der Deutschen Oper Berlin war am 25. September 2016.

Quelle: Die Welt

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema