Kultur Odysseus und die Flüchtlinge

Von Karin Lubowski | 17.01.2017, 01:56 Uhr

Musiktheater zum Mitmachen: In der Taschenoper Lübeck feierte ein neues Stück mit alten Helden und neuen Themen Premiere.

Alle Welt redet von Flüchtlingen. Wohin mit ihnen? Gibt es bei uns überhaupt Platz für sie? Und wer soll Essen und Unterkunft bezahlen? Das Taschentheater Lübeck verbindet dieses Thema mit einer Jahrtausende alten Geschichte. Am Wochenende feierte das Stück Premiere.

„Wir haben keinen Platz“, sagt Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka. Aber der griechische Held mit dem großen Namen hat eine Idee: Er baut ein Schiff und macht sich mit seinen Gefährten auf die Suche nach einem anderen Platz für die Flüchtlinge. Es wird eine gefährliche Reise, auf der den Männern seltsame Wesen begegnen.

Dass die Fahrt auch ziemlich lustig wird, dafür hat Margrit Dürr, Chefin der Taschenoper Lübeck, gesorgt, die die Geschichte der Abenteuer des griechischen Helden Odysseus ein bisschen umgedichtet hat. Zusammen mit alter Musik von Claudio Monteverdi und neuer Musik der Komponistin Katia Tchemberdji ist ein Stück für Zuschauer ab sechs Jahren entstanden, das nun im Theater Lübeck zu erleben ist.

Odysseus liebt Abenteuer. In dieser Geschichte ist der König nach vielen Heldentaten gerade erst zu seiner Frau Penelope auf seinen Thron zurückgekehrt. Aber als die Flüchtlinge vor seinem Palast stehen, ist er doch schnell für neue Abenteuer bereit. Zum Bootsbau holt er sich Kinder aus dem Publikum zur Hilfe, dann geht es los ins erste Abenteuer.

Den Männern begegnen Sirenen, die sie mit ihrem Gesang behexen. Sie treffen gefährliche, einäugige Riesen, die Zyklopen genannt werden. Und ein Wesen namens Circe, das einem Schwein ähnlicher sieht als einer Frau, verwandelt Odysseus und seine Männer ebenfalls in Schweine. Wieder kann der König sich befreien – aber er stellt fest: Als ein Platz für Flüchtlinge kommt dieser Ort ebenso wenig in Frage wie die Höhle der Zyklopen.

Eine Lösung ist nicht in Sicht, als sich die Männer auf den Heimweg machen. Wind, Wetter und Meergetier halten sie auf. Die Leute zu Hause denken, Odysseus sei tot. Penelope soll sich einen neuen König suchen. Als Odysseus endlich wieder auf Ithaka landet, erkennt ihn keiner. Die Geschichte zwischen Penelope und Odysseus geht natürlich gut aus. Und was wird aus den Flüchtlingen? Das entscheidet das Publikum mit einer Abstimmung.

Penelope und Odysseus lassen das Publikum auch mitsingen – hilfreiche Zaubergesänge. Und es gibt viel zu sehen: Eine Figurenspielerin führt Fische, einen Schmetterling und einen Riesenkraken durchs Spiel. Anders als sonst, gibt es bei diesem Musiktheaterstück eine Zugabe. Und auch die ist anders als man denkt, denn die Zuschauer singen sie selbst.> Heute gibt es noch eine Vorstellung um 11 Uhr, weitere am 7., 8. und 9. Mai.

Infos: www.theaterluebeck.de und an der Theaterkasse: 0451 399 600.