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Furioser "Don Giovanni" im Theater an der Wien

Aller guten Dinge seien drei, heißt es. Und daher gilt: Don Giovanni fährt zur Hölle und fährt zur Hölle und fährt zur Hölle.

Furioser "Don Giovanni" im Theater an der Wien
Furioser "Don Giovanni" im Theater an der Wien

Keith Warners Mozart-Inszenierung aus dem Jubiläumsjahr 2006 entwickelt sich zu etwas, das es im Stagione-Betrieb des Theaters an der Wien (TAW) eigentlich gar nicht gibt: Einem Repertoireschlager. Nach 2006 und 2009 feierte die furiose Regiearbeit am Montagabend ihre dritte, alles andere als aufgekochte Auflage.

Es war eine gänzlich andere Zeit, als Keith Warner seinen "Don Giovanni" erstmals in Wien vorstellte. Die Deutung hat über den Lauf der Zeiten hinweg ihre Frische jedoch erhalten, ist und war sie doch höchst ungewöhnlich.

So ist dieser "Don Giovanni" ein immer noch unüblich komödiantischer, ein Gagfeuerwerk aus gehobenem Boulevard. Es ist ein "Don Giovanni", bei dem die Hose runtergelassen wird - nicht im erotischen, sondern im Sinne des Slapsticks. Angesiedelt ist die Wiener Fassung der Oper bei Warner im "Hotel Universale", was Bühnenbildnerin Es Devlin optisch spannende Fluchten und der Regie Hierarchieebenen im Hier und Jetzt ermöglicht.

Nathan Gunns Verführer ist ein reicher Lackaffe im Porschefahrer-Outfit, der stimmlich allerdings gegenüber dem Reigen der Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs den Kürzeren zieht. Dieser wird angeführt von Hausliebling Mari Eriksmoen als charmante Zerlina und Jane Archibald bei ihrem TAW-Debüt mit einer wuchtigen Donna Anna. Komplettiert wird das Damentrio von der stets für jeden Quatsch zu habenden Jennifer Larmore als Donna Elvira mit starkem Vibrato.

Zum Bauchfleck wurde der Abend im wahrsten Sinn des Wortes für Jonathan Lemalu als servil-distanzierter Leporello - allerdings nicht im Hinblick auf den verdienten Erfolg beim Publikum. Das Kunstblut des sterbenden Don Giovanni sorgte aber beim Schlussapplaus für den erwähnten Umfaller.

Alle Sänger vollziehen die teils harten Wechsel der Warner-Inszenierung geschmeidig mit, wechselt diese fallweise doch schnell von der Komödie zum Drama, wenn etwa Donna Anna in Don Giovanni den Mörder ihres Vaters erkennt oder dieser sein blutiges Ende in einem Glaskasten findet.

Ebenso facettenreich ist der Mozart, den Ivor Bolton am Pult des Mozarteum Orchesters gestaltet. Der kommt mal sehr gemächlich, beinahe liedhaft daher, wie beim Zerlina-Don-Giovanni-Duett "La ci darem la mano" und gibt dann wieder dem Affen Zucker. Immer aber stellt der einstige Chefdirigent sein Orchester voll und ganz in den Dienst der Sache respektive in den der Sänger. Und so steht einem vierten Höllenritt in ein paar Jahren eigentlich nichts mehr im Wege.

(S E R V I C E - "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1010 Wien. Musikalische Leitung des Mozarteumorchester Salzburg: Ivor Bolton, Inszenierung: Keith Warner, Co-Inszenierung: Michael Moxham, Bühne: Es Devlin. Mit Nathan Gunn/Erwin Schrott (28. und 31. Dezember) - Don Giovanni, Jonathan Lemalu - Leporello, Jane Archibald - Donna Anna, Martin Mitterrutzner/Saimir Pirgu(12. und 14. Dezember) - Don Ottavio, Lars Woldt - Commendatore, Jennifer Larmore - Donna Elvira, Tareq Nazmi - Masetto, Mari Eriksmoen - Zerlina. Weitere Aufführungen am 14., 17., 19., 21., 28. und 31. Dezember. https://www.theater-wien.at/de/programm/production/113/Don-Giovanni)

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