Mentha gelingt brillante „Figaros Hochzeit“

Mit tosendem Applaus ist am Samstag am Landestheater die Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Le Nozze Di Figaro“ belohnt worden. Der frühere Intendant des Theaters, Dominique Mentha, sorgte für eine Aufführung der Extraklasse.

Dominique Mentha, der in seiner Intendanten-Zeit in Innsbruck in den 1990er-Jahren durchaus zu provozieren vermochte, führte schnörkellos und auf den Punkt gebracht Regie und fiel nicht der Gefahr der Überinszenierung anheim. Genial sein Einfall mit einem sich drehenden, tribünenartigen Labyrinth, in dessen verschachteltem Innersten eine Palme in den luftigen Theaterhimmel ragte.

Le Nozze di Figaro

Tiroler Landestheater

Tribünenartiges Labyrinth

Der idealtypische, standesgemäße Backup für diese vieraktige „Liebes-Eifersuchts-Intrigen-Verwechslungskomödie“, bei der das Wort „Überblick“ beinahe im Dauerzustand der Nicht-Erreichung verharrt.

Darsteller auf höchstem Niveau

„Sänger müssen Einfluss nehmen, ich möchte das so. Die Opernfiguren entstehen aus der Persönlichkeit der Sänger“, hatte Mentha im Vorfeld in einem Interview gemeint und auch die Wichtigkeit der darstellerischen Schaffenskraft betont. Nach der Aufführung steht fest: Die Ensemble-Mitglieder folgten ihm aufs Wort. Der Schweizer beschränkte sich bewusst auf das Säen, die künstlerische Ernte wurde aus eigener Kraft von ihnen eingefahren. Gesanglich und darstellerisch waren die Bühnen-Protagonisten allesamt am obersten Level beheimatet, ein Ausreißer nach unten blieb nach Einschätzung der Austria Presseagentur aus.

Le Nozze di Figaro

Tiroler Landestheater

Andreas Mattersberger (Figaro), Susanne Langbein (Susanna, Verlobte des Figaro)

Auftritt im Zuschauerraum aus Überraschungseffekt

Als furios zu bezeichnen waren „Figaro“ Andreas Mattersberger und besonders Susanne Langbein als seine Verlobte Susanna. Diese brillierte, tänzelte mit einer verspielten Leichtigkeit der Sonderklasse durch das Stück. Fantastisch auch Esther Lee als Gräfin Almaviva, die damit fertig werden muss, dass ihr Gemahl ständig anderen Frauen nachsteigt. Die sinnliche, der Verzweiflung nahe Traurigkeit und Melancholie wurde von ihr perfekt über die Rampe gebracht. Wohltuend auch der einmalige „Solo-Auftritt“ Figaros im Zuschauerraum. Ein exzellent-unkonventioneller Überraschungseffekt.

Le Nozze di Figaro

Tiroler Landestheater

Alec Avedissian (Graf Almaviva), Esther Lee (Gräfin Almaviva)

Die „last but not least-Erfolgsväter“ des Abends waren der musikalische Leiter, Dirigent Johannes Klumpp und das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck. Ein musikalisches Glanzlicht löste das andere ab. Das Allzeit-Genie Mozart hätte die Perücke gezogen. Klumpp brachte den Fluss der Melodien und die gleichzeitige Tempohaftigkeit meisterhaft auf die Bühne. Ein Abend, der bleibt.

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