Hamlet in Bregenz : Alles, was das Opernherz begehrt
Jetzt hat es also doch noch geklappt, und das Shakespeare-Jahr kann sich mit einer atemraubenden Shakespeare-Ausgrabung schmücken, die nicht nur echt, sondern auch noch ernst zu nehmen ist. Ja, es gibt sie, die musikalisch satisfaktionsfähige, literarisch hochachtbare Hamlet-Oper! Sie ist kitschfrei und unsentimental, anders als die bekannte französische Lyrique-Version von Ambroise Thomas. Sie ist ein Manifest des „nuovo melodramma“, wie es sich die wilden jungen Opernreformer der „Scapigliatura“ auf die Fahne geschrieben hatten: wahrhaftig, wuchtig, antikisch-dramatisch und ironiefrei, dazu mit reichlich Brio aufgeladen, und auch die Eierschalen der alten Nummernoper sind darin noch nicht ganz abgestreift. Es gibt also eine zünftige Preghiera, ein Brindisi, Fernmusiken, Blechgepränge, mit Tempo in die Stretta rauschende Ensembles – kurz: alles, was das italienische Opernherz begehrt.