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"Fidelio" bei den Festwochen: Puppen spielen die Gefängnisgeschichte

So hat man Beethovens Oper "Fidelio" noch nie gesehen: Achim Freyer errichtete wieder einmal sein eigenes Kunst-Universum.

"Fidelio" bei den Festwochen: Puppen spielen die Gefängnisgeschichte
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"Fidelio" bei den Festwochen: Puppen spielen die Gefängnisgeschichte

Jetzt wird man leider nicht erfahren, was Dmitri Tcherniakow vorgehabt hatte mit Beethovens "Fidelio". Festwochenintendant Markus Hinterhäuser hatte den russischen Regisseur aus der Produktion gekippt. Und dann war Achim Freyer eingesprungen und machte, was er immer macht. Der heuer 82-jährige Multikünstler inszenierte und baute sich seine Ausstattung, steckte die Darsteller in groteske Verkleidungen und Masken. Achim Freyer ist seine eigene Marke, und das hat ihm im Laufe der Zeit einen großen Verehrerkreis eingetragen.

Da standen sie also, Beethovens Figuren, an ihren Plätzen fixiert, verbunden mit einer Türe, mit denen sie sich wie bei einer Spieluhr in die Szene drehten oder wieder verschwanden. Wer gerade sang, wurde beleuchtet, das Puppendasein verhinderte ein "Schauspiel" und Interaktion. Und natürlich gab es die typischen Freyer-Ideen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Marzelline (Ileana Tonca), das fehlverliebte Töchterchen des Gefängnischefs Rocco (Franz Hawlata), war mit dem unvermeidlichen Bügeleisen und einem vermeidlichen Riesenbusen ausgestattet. In ihrer Verliebtheit bügelt sie sich ihre (Puppen-)Beine. Nachdem "Fidelio" aber keine Komödie ist, blieb die Szenerie dunkel bis zur Schlummergefahr.

Um eine Art Kerkeratmospähre herbeizurufen, projizierte Freyer Zahlen und eine Art bewegtes Koordinatensystem als enges Gitter über alles oder "spiegelte" für schemenhafte Massenszenen das Theater an der Wien mit seinen Rängen. Nicht alles diente der Verständlichkeit der Geschichte, gegen Ende mussten Doppelgänger eingreifen. Der Ärmste war Florestan (Michael König), von ihm war nur der Oberkörper zu sehen, seine Arme wurden von Folterknechten gedehnt bis zum Zerreissen. Auch andere Folteropfer bildeten Teil der Kulisse, während der verbrecherische Pizarro (Jewgeni Nikitin) ganz oben in Satansmaske die Peitsche schwingen ließ. Also alles heiter und schön?

Nein, denn die schmerzliche Einbuße war der musikalische Teil, ausgerechnet in Beethovens heroischer Freiheits- und Liebes-Oper. Die wagnergestählte Christine Libor stach als Leonore noch heraus, bis auf den schlagkräftigen Arnold Schoenberg Chor war die Besetzung enttäuschend durchschnittlich. Und ein Jammer war das Orchester, Les Musiciens du Louvre, das Marc Minkowski quasi mit der Handkante durch die Partitur peitschte. Allein die Hornsektion bedürfte dringender Nachschulung. Dieses lieblose Exerzieren trübte den Gesamteindruck enorm, das Publikum gab sich zufrieden.

Oper: "Fidelio" von Ludwig van Beethoven. Wiener Festwochen, Theater an der Wien, noch am 16., 18., 20.Juni

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