Überzeugt in der Volksoper in Verdis "La Traviata": Kristiane Kaiser durchlebt als Violetta Valery das Schicksal der Hauptfigur, dass es einem das Herz zuschnürt.


Foto: Volksoper

Wien – Wieder einmal in die Volksopern-Traviata? Gern. Hans Gratzers Inszenierung ist ein Klassiker der gegenwartsnahen Regie. 129 Mal wurde seine Harlekinade von Giuseppe Verdis Werk am Währinger Gürtel schon gezeigt.

Und wieder kann man sich nicht sattsehen, an der Eleganz der Kostüme (Barbara Naujok). Und dieses Licht! Meist von milchigem Weiß, gibt es den Objekten zart verlaufende Konturen. Von Frank Sobotta beleuchtet kann sogar Leere zu einem Kunstwerk werden, zu optischer Poesie.

Aber eigentlich bleibt keine Zeit, die Bühne zu genießen, wenn Kristiane Kaiser singt. Denn wenn die Wienerin als Violetta Valery ihrem emotionalen und physischen Tod entgegengeht, ist alle Aufmerksamkeit bei ihr.

Kristiane Kaisers Sopran ist Balsam und Luxus zugleich. Zudem durchlebt sie das Schicksal der Titelfigur mit einer Intensität, dass es einem das Herz zuschnürt. Dass Kaiser diese Partie nicht längst an den großen Häusern singt, ist ein Rätsel.

Carlos Osuna überzeugt mit seinem schablonenhaft gespielten und mit gedeckeltem Stimmpotenzial gesungenen Alfredo nur bedingt; Ales Jenis ist Kaiser als Giorgio Germont ein kraftvoller Konterpart. Die Sänger und das solide Orchester koordiniert Leo McFall bei seinem Hausdebüt recht gut. (Stefan Ender, 4.2.2016)