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Musiktheater
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Der fliegende Holländer

Romantische Oper in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner (Urfassung von 1841)


In deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 10' (keine Pause)

Premiere am 14. November 2015 im Theater an der Wien
(rezensierte Aufführung: 17. November 2015)

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Theater an der Wien
(Homepage)

Mit dem Rücken zur Wand

Von Roberto Becker / Fotos: © Werner Kmetitsch/PhotoWerk

Senta schreibt das Wort ERLÖSUNG an eine Wand aus Schiffsplanken. Darum geht es (ihr). Am Ende steht dort das Wort ERWARTUNG. Mit der Erlösung ist das so eine Sache, die gibt es nämlich in der Urfassung des Fliegenden Holländer" aus dem Jahre 1841, die im Theater an der Wien auf dem Programm steht, nicht. Den Erlösungsschluss hat Wagner erst später hinzu komponiert.

Vergrößerung Der Holländer

In der Inszenierung des gegenwärtigen Festivalleiters von Avignon Olivier Py folgt Senta sehenden Auges dem Holländer in eine ziemlich schwarze See. Auf dem Weg dorthin hat der Satan kräftig seine Hände im Spiel. Der Tänzer Pavel Strasil steigt in dieses Spiel um die Seele ein wie ein Schauspieler in ein Stück. Am Anfang malt er sich an einem Schminktisch das Gesicht und den Hals bis zu den Schultern schwarz an und mischt dann, wie ein Strippenzieher des Bösen, immer wieder mit. Am intensivsten inmitten der Geistermannschaft des Holländers. Hier sind sie alle seine diabolischen Wiedergänger. Da sieht man ihn zwischen der Truppe nackt auf eine Schaukel. Das ist eines der packendsten Bilder dieser Inszenierung.

Als himmlisches Gegenstück dazu erscheint hin und wieder auch ein Engel, ganz in Weiß mit Flügeln. Die pure Unschuld halt. Doch der Grundton der Inszenierung ist dunkel, düster und geheimnisumwittert. Pys Dauerausstatter Pierre-André Weitz hat die Bretterwänder so auf die Drehbühne gebaut, dass sie von vorn wie ein Schiffsbug aufeinander zu laufen. Von der anderen Seite ist es ein Schiffsinneres. Oder ein gespenstisches Feld aus Grabkreuzen. Die Heimat Dalands, der in der Urfassung noch gut schottisch Donald heißt, kommt als Hausmodell auf die Bühne.

Vergrößerung

Sentas Ballade

Die Schätze des Holländers sind weder Schmuck noch Perlen, sondern ein Koffer voller Papiergeld, mit dem er mit dem Ausdruck der Verachtung um sich wirft. Einen Koffer haben diese Reisenden mit Hut und Trenchcoat alle dabei. Mit dieser, sagen wir mal: bewährten Metapher - eröffnet Oliver Py einen Raum für weitreichende Assoziationen. Bis hin zu Flucht, Vertreibung, Exil. Für das Beklemmende der Geschichte (ob nun in der Ur- oder der späteren Fassung ist in dem Falle kein großer Unterschied), also für die Bereitschaft Sentas, für den Unbekannten in den Tod zu gehen, setzen Py und Weitz auf ein sehr direkt wirkendes Bild: Da schiebt sich ein riesiger Totenschädel nach vorn und Senta verkriecht sich in einer der Augenhöhlen. Dass hier Satan seine Hände im Spiel hat, wird schon beim Blick in seine angedeutete Garderobe klar, da sind nämlich lauter Totenkopfabbildungen neben den Schminkspiegel gepinnt. Und dass er den Auftritt der Holländermannschaft mit ein paar auf dem Tisch tanzenden Gerippen einleitet, deutet genauso in diese Richtung.

Die Schätze des Holländers sind weder Schmuck noch Perlen, sondern ein Koffer voller Papiergeld, mit dem er mit dem Ausdruck der Verachtung um sich wirft. Einen Koffer haben diese Reisenden mit Hut und Trenchcoat alle dabei. Mit dieser, sagen wir mal: bewährten Metapher - eröffnet Oliver Py einen Raum für weitreichende Assoziationen. Bis hin zu Flucht, Vertreibung, Exil. Für das Beklemmende der Geschichte (ob nun in der Ur- oder der späteren Fassung ist in dem Falle kein großer Unterschied), also für die Bereitschaft Sentas, für den Unbekannten in den Tod zu gehen, setzen Py und Weitz auf ein sehr direkt wirkendes Bild: Da schiebt sich ein riesiger Totenschädel nach vorn und Senta verkriecht sich in einer der Augenhöhlen. Dass hier Satan seine Hände im Spiel hat, wird schon beim Blick in seine angedeutete Garderobe klar, da sind nämlich lauter Totenkopfabbildungen neben den Schminkspiegel gepinnt. Und dass er den Auftritt der Holländermannschaft mit ein paar auf dem Tisch tanzenden Gerippen einleitet, deutet genauso in diese Richtung.

Vergrößerung Gespensterparty mit Satan

Marc Minkowski, der vor der Vorstellung sehr bewegend zum Terroranschlag in Paris gesprochen hatte, legt mit den historisch versierten Musikern von Les Musiciens du Louvre mit genau der Mischung aus Präzision und Furor los, für die sein Name in der Barockmusik seit Jahren steht. Was er aber genauso überzeugend bei seinem Ausflug zu Wagner bietet. Auch musikalisch ist dieser Holländer also ein Ereignis, das man mit angehaltenem Atem auf der sprichwörtlichen Stuhlkante erleben kann.

Gesungen wird auf beeindruckendem Niveau. Samuel Youn ist in Bayreuth der aktuelle Holländer und beeindruckt mit seiner Kraft und Eloquenz auch im intimeren Theater an der Wien. Großformatig und voluminös ist der Daland (hier Donald) von Lars Woldt. Ingela Brimberg ist eine sich dramatisch entfaltende Senta von Rang. Als Georg (also Erik) kämpft Bernard Richter mit Präsenz und Strahlkraft, aber wie immer vergeblich, um Senta. Schließlich überzeugen auch Ann-Beth Solvang als warm strömende Frau Mary und Manuel Günther als hochsolider Steuermann.


FAZIT

Oliver Py und Marc Minkowski überzeugen im Theater an der Wien mit der Urfassung des Fliegenden Holländer voll und ganz.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Marc Minkowski

Inszenierung
Olivier Py

Ausstattung
Pierre-André Weitz

Licht
Bertrand Killy

Chor
Erwin Ortner


Arnold Schoenberg Chor

Les Musiciens du Louvre


Solisten

Der Holländer
Samuel Youn

Senta
Ingela Brimberg

Donald
Lars Woldt

Georg
Bernard Richter

Der Steuermann
Manuel Günther

Mary
Ann-Beth Solvang

Satan
Pavel Strasil


Weitere Informationen

Theater an der Wien
(Homepage)





Da capo al Fine

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