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"Mann von La Mancha" an der Volksoper umjubelt

Solo für Hausimpresario Robert Meyer: Bei der Musicalpremiere "Der Mann von La Mancha" machte der Volksopernchef am Samstagabend als Ritter von der traurigen Gestalt eine äußerst gute Figur. Scheinbar mühelos wandelte Meyer in der Titelrolle auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik hin und her und verlieh der minimalistischen Inszenierung von Olivier Tambosi das menschlich-warme Antlitz.

"Mann von La Mancha" an der Volksoper umjubelt
"Mann von La Mancha" an der Volksoper umjubelt

Schließlich hält Opernexperte Tambosi sein Musicaldebüt eher dunkel, betont die stählerne Kälte des Gefängnisses, in welchem Dichter Cervantes auf seine Vorladung zur Inquisition wartet, während er mit den Mithäftlingen sein Manuskript "Don Quixote" spielt, um es vor der Zerstörung zu retten. Der heuer vor 50 Jahren in New York uraufgeführte Musicalklassiker von Mitch Leigh (Musik) und Dale Wasserman (Libretto), der zu einem der erfolgreichsten Musicals der 1960er-Jahre wurde, basiert schließlich auf dem vor 400 Jahren veröffentlichten Roman "Don Quixote" von Miguel de Cervantes.

Diesem Umstand verdankt "Der Mann von La Mancha" einen für das Musicalgenre ungewohnt tiefsinnigen, anspielungsreichen Text. Letztlich handelt es sich hier nicht um ein Bombastmusical im Eventstil a la Andrew Lloyd Webber, das den vollen Einsatz der Bühnenmaschinerie erfordert, sondern um ein Kammerstück mit intimen Qualitäten. Entsprechend ist die Inszenierung auf nur wenige Requisiten reduziert, aus denen die Gefängnisinsassen eine ganze Welt erschaffen. Mit Langhaarperücken mutieren zwei Knastbrüder zu Pferd und Esel, aus verstreuten Boxen wird behände eine Bar oder ein Bett gebaut.

Die Rahmenhandlung hält Tambosi dabei stets präsent. Niemals verlassen die Akteure die sichtbare Ebene des Spiels im Spiel. So manche stimmliche Unsicherheit und choreografische Unbeholfenheit kann deshalb als stimmige Umsetzung des Laienspiels der Häftlinge gedeutet werden. Ganz sicher ist man sich als Zuschauer allerdings nicht immer, ob dieser Zusammenhang wirklich intendiert ist, oder ob hier doch aus der Not eine Tugend gemacht wird.

Als dominante Figur des Abends kann jedenfalls Robert Meyer sein Können voll ausspielen. Sein Don Quixote ist letztlich ganz unten angekommen und blickt doch stets nach ganz oben. Eine der berührendsten Figuren der abendländischen Kulturgeschichte bleibt auch in der Musicalfassung als vielschichtiger Charakter erhalten. Schließlich hat der jetzige Volksoperndirektor leidlich Erfahrung mit dem Stück, hatte er 1994 bei der Erstaufführung am Haus doch den Sancho gespielt, als Karlheinz Hackl und Dagmar Koller die Hauptrollen innehatten.

Als raue Hure Aldonza mit gutem Kern profiliert sich in Koller-Nachfolge nun Patricia Nessy nach anfänglichen stimmlichen Problemen mit dem Tonumfang ihrer Partie. Und auch Boris Pfeifer als Sancho gehört mit veritabler Musicalstimme zu den Stützen des Abends. Der Kampf gegen Windmühlen lohnt sich in diesem Falle also vollauf.

INFO unter www.volksoper.at

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