Das Musiktheaterwerk des heute 68-jährigen Italieners Sciarrino wurde 1998 uraufgeführt. Als motivische Inspiration diente die Lebensgeschichte des Komponisten und Adeligen Don Carlo Gesualdo. Der Fürst von Venosa ermordete im 16. Jahrhundert seine Frau und deren Liebhaber. Als Kondensat verdichtet Sciarrino die Thematik gekränkter Liebe, Eifersucht und Ehrverletzung auf einen Tag, in dem die Höhen und Abgründe menschlichen Empfindens durchmessen werden.

Musikalisch ist "Luci mie traditrici" (Meine verräterischen Augen) dabei eher Klanginstallation und Geräuschkulisse, die immer wieder von Semirezitativen der Sänger unterbrochen wird, denn Oper im engeren Sinne. Melodien werden pulverisiert, zerstäuben sich, wobei ein stetes Grundrauschen durch das Klangforum wie bei David Lynchs Filmen eine beständige Spannung hält.

Der Allroundkünstler Freyer, der bereits Sciarrinos "Macbeth" inszenierte, beschleunigt das meditative Geschehen nicht, sondern setzt ihm seinen statischen Bilderkosmos aus Figuren gegenüber, die vom nahen Life Ball stammen könnten. Schwebende Plattformen dienen den Charakteren als Bühnenfläche, wie von Zauberhand tauchen in perfekter Lichtregie Gegenstände und Projektionen auf und verschwinden ebenso mysteriös wieder. Ein lyrisches Vexierbild, das staunen macht.

Weniger geglückt ist da das Präludium "Tag aus Nacht ein", ein Eigenwerk von Freyer. Eine grillenumzirpte Nacht wechselt wie von Zauberhand mit von Alltagsgemurmel untermalten Tableau Vivants, die aus Kulturversatzstücken wie Dorothys rotem Schuh aus dem "Zauberer von Oz" bestehen. Allerdings hat Freyer das Geschehen auf einer niedrigen Ebene oberhalb des Orchestergrabens positioniert, wodurch der großen Mehrheit der Zuschauer lediglich die Beschallung der Grillen anstelle der Bilder bleibt - ein etwas übertrieben kontemplativer Einstieg in den Abend also.