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Musiktheater
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The Canterville Ghost (Das Gespenst von Canterville)

Oper in einem Akt
Text (nach Oscar Wildes gleichnamiger Erzählung) und Musik von Gordon Getty

in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln


Pagliacci (Der Bajazzo)

Dramma in zwei Akten und einem Prolog
Text und Musik von Ruggero Leoncavallo

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere am 9. Mai 2015 im Opernhaus Leipzig


Theater-Logo

Oper Leipzig
(Homepage)

Zwei Schaustücke im Opernmuseum

Von Joachim Lange / Fotos von Kirsten Nijhof

Der Bajazzo von Roggero Leoncavallo ist eine ganz große kleine Oper. Seit ihrer Uraufführung 1892 unverwüstlich. Da kocht die Eifersucht hoch und aus dem Spiel auf der Bühne um eine Frau auf Liebesabwegen wird blutiger Ernst. Das große melodiöse Pathos und die berühmte Fallhöhe mit Musiknummern in Ohrwurmqualität. Alles da. Der Bajazzo ist Leoncavallos Platzhalter im Repertoire. Für den Komponisten war der Erfolg auch ein Fluch. Da ging nämlich nichts mehr drüber. Und dann trägt der Verismo-Hit mit seinen 75 Minuten alleine eben keinen Opernabend. Also muss er immer kombiniert werden. Meistens mit Mascagnis Cavalleria rusticana.

Szenenfoto Opulente Optik für das Spukschloss

In Leipzig machen sie es anders, da bekommt er einen nagelneuen Einakter zur Seite. Der freilich weder neu aussieht noch neu klingt. The Canterville Ghost des 81-jährigen Gordon Getty ist dem Eifersuchtsdrama vorgeschaltet. Er verhilft Oscar Wildes gleichnamiger Erzählung aus dem Jahr 1887 zu Opernehren.

Die Gruselgeschichte ist nett. Ein Geist will den neuen amerikanischen Hausherren des Schlosses das Gruseln lehren. So wie es halt die (Nach-)Lebensaufgabe eines Geistes ist. Klappt aber nicht. Wo Ketten rasseln, wird Schmieröl angeboten. Wo Blut Flecken macht, hilft Putzmittel. Auch von einem gespenstischen Outfit ist vor allem der Nachwuchs im Hause Otis nicht zu erschrecken. Die beiden geben lieber selbst das Gespenst. Er kann einem leid tun dieser Geist. Kein Beifall (sprich Entsetzen), so sehr er sich auch anstrengt. Der US-Amerikaner Getty hat das mit einem romantisierenden Parlando vertont. Ihm geht es damit (bewusst) wie dem Geist in der Geschichte - keine Verblüffung oder gar Erschrecken vor etwaiger Neutönerei. Nirgends.

Szenenfoto

Eine reine Seele, die das Gespenst erlöst, findet sich immer.

Bei dieser ersten Leipziger Uraufführung seit 2006 hätte der Komponist sein Gespenst lieber mit seiner eigenen Oper Der Untergang des Hauses Usher nach Edgar Allan Poe auf der Bühne gesehen. Dass er sich dennoch auf den Vergleich mit dem Welthit einlässt, spricht für ihn und seine erklärte Sympathie für die Stadt seiner Idole Bach, Mendelssohn, Schumann und Wagner. Nötig hätte er das nicht, denn ein waschechter Milliardär wie er könnte sich notfalls ein Festspielhaus für seine Opern kaufen oder bauen lassen. Das Kleingeld hätte der Sohn des US-Öl-Magnaten Jean Paul Getty dafür.

Bei Regisseur Anthony Pilavachi und Ausstatterin Tatjana Ivschina gibt es für die nette, familientaugliche Spukgeschichte eine opulente Portion von romantischem Realismus. Hinter der tollen Fassaden-Kulisse des Schlosses gibt es Bibliothek, Speise- und Schlafzimmer und ein Turmgemäuer fürs hauseigene Gespenst. Alles auf zwei Etagen links und rechts neben dem üppigen Treppenhaus verteilt. Alles very british. Matthew Treviño ist der Canterville-Ghost, der natürlich von der mitfühlenden Virgina (Jennifer Porto) erlöst wird.

Szenenfoto Theater auf dem Dorfplatz

Nach der Pause reicht ein Vorplatz mit ein paar Treppenstufen vor grauen Wänden. Für die Eifersucht des alternden Schauspielers Canio (mit Melone Oberlippenbart im Komiker-Habit und mit schönem Schmelz: Raymond Very), die Liebelei seiner jüngeren Lebensgefährtin Nedda (deftig lebensdrall: Marika Schönberg) mit dem Fremden und die fiese Intrige des schmierigen Tonio, der Nedda nachstellt. Bei der von einer Hochzeitsgesellschaft bestellten Aufführung der Geschichte vom Bajazzo und jener Colombine, die ihrem Mann Hörner aufsetzt, fällt Canio aus der Rolle direkt ins Leben und Nedda seiner Eifersucht zum Opfer.

Szenenfoto

Canio fällt ins wirkliche Leben und rastet aus.

Das Gespensterschloss in England und der Dorfplatz in Italien liegen weit voneinander entfernt. Einen gemeinsamen Nenner gibt es allenfalls, wenn man die beiden Titelhelden als zwei unterschiedliche Exemplare eines sensiblen Künstlers sieht, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen. Matthias Foremny gibt am Pult des Gewandhausorchesters den lustbetonten Museumsführer. Am Ende heisst es nur noch: "La Commedia è finita."


FAZIT

In Leipzig gibt es mal ein neues Stück an der Seite von Pagliacci. Aber so neu sieht The Canterville Ghost nicht aus und irgendwie neu hört es sich bei Gordon Getty auch nicht an. Ein vergnüglicher Opernabend ist es allemal geworden.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Matthias Foremny

Inszenierung
Anthony Pilavachi

Bühne und Kostüme
Tatjana Ivschina

Chor
Alessandro Zuppardorn

Kinderchor
Sophie Bauer

Dramaturgie
Johanna Mangold

Chor und Kinderchor der Oper Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Nedda
Marika Schönberg

Virginia
Jennifer Porto

Mrs. Otis
Jean Broekhuizen

1st Twin/ Boy/ Tapestry
Denise Wernly

2nd Twin/ Boy/ Tapestry
Rachel Marie Hauge

Silvio
Jonathan Michie

Hiram Otis
Jonathan Michie

Canio
Raymond Very

Cecil Cheshire
Timothy Oliver

Tonio
Anooshah Golesorkhi

Canterville
Anooshah Golesorkhi

Ghost
Matthew Trevino

Peppe
Dan Karlström

Ein Bauer
Andreas David

Ein anderer Bauer
Màté Gál



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



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