Kinderoper: Diesmal brennt die Knusperhexe

(C) Volksoper
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Mit „Hänsel und Gretel“ verzaubert die Volksoper zu Weihnachten wieder mustergültig und stimmungsvoll.

Zum ganz großen Hexe-Halali bläst heuer die Wiener Volksoper. Seit Kurzem entledigt man sich fröhlich im neuen „Zauberer von Oz“ gleich zweier böser Zauberinnen. Am Montag war dann wieder die Knusperhexe aus „Hänsel und Gretel“ an der Reihe. In schöner Tradition hat die Volksoper diesen Klassiker von Engelbert Humperdinck rechtzeitig vor Weihnachten ins Programm genommen.

Die lang gediente Inszenierung von Karl Dönch und die entzückende Ausstattung von Toni Businger versprühen ihren hinreißenden, naturalistischen Märchencharme nach wie vor. Ein Höhepunkt ist jedes Mal, wenn die Hexe auf ihrem Besen von einer Loge zur anderen quer durch den Zuschauerraum saust. Selbst das Programmheft wurde mit seinen Szenenbildern zum Auffalten auf die Kinder abgestimmt. Auch musikalisch nimmt man die jungen Besucher ernst. Die Dirigentin Eun Sun Kim fördert am Pult des Orchesters ausgezeichnet die romantischen Klänge aus Humperdincks Partitur und hält die Koordination zwischen Bühne und Graben mit sicherer Hand.

Entzückende Gretel, herber Hänsel

Im Märchenwald selbst gibt es einige Rollendebüts. Anita Götz knuspert erstmals als entzückende Gretel am Lebkuchenhaus und verleiht mit ihrem hellen Sopran dem tapferen Mädchen auch stimmlich überzeugende Kontur. Als burschikoser Lauser von leicht herbem Zuschnitt gelingt Juliette Mars ihr erster Hänsel. Ebenso überzeugt Elisabeth Flechl als gestrenge Mutter, die aus lauter Wut und Verzweiflung, dass beim Spielen der Milchkrug zu Bruch geht, die Kinder zum Erdbeerensuchen in den Wald schickt, wo sie dann der Hexe in die Hände fallen. Mit seinem kräftig-kernigen Bariton steht ihr bei der Suche nach den Kindern der bewährte Sebastian Holecek zur Seite. Als Hexe Rosina Leckermaul hat sich zum ersten Mal Ulrike Steinsky den Raben auf die Schulter gesetzt und genießt es sicht- und hörbar, einmal so richtig böse und hässlich zu sein. Am Ende wird dann mit den befreiten Kindern des Jugendchores der Volksoper glücklich an der Hexe selbst geknuspert. Alles ist gut, die Kinder auf und vor der Bühne jubeln – und die Volksoper zeigt vor, wie man mit einer mustergültigen Aufführung den Nachwuchs ins Musiktheater bekommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2014)

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