Wien - "Hölluzinationen" ("Hellucinations") heißen die drei Blöcke der "Video-Oper", die das Theater an der Wien in seiner Reihe "Oper konzertant" zeigte. Allein das zeigte eine gewisse Unschlüssigkeit. Denn An Index of Metals von Fausto Romitelli (Musik) und Paolo Pachini, der an Konzept und visueller Ausrichtung mitbeteiligt war, möchte ein multimediales Ereignis bieten und eben nicht nur eine Konzertsituation. Dass sich das Klangforum Wien immer wieder auf Abenteuer einlässt, die das normale Setting zwischen Podium und Publikum aufweichen oder hinter sich lassen, ist schön und mutig, aber manchmal auf eine ungeplante Weise lehrreich.

So saß es eben diesmal auf der Bühne, während dahinter kaum der Rede werte Bilder abliefen - nicht anders als die schon wieder aus der Mode gekommenen "Visuals", mit der Neue-Musik-Konzerte eine Zeit lang bevorzugt aufgepeppt wurden. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn die akustische Ebene den Abend getragen hätte.

Aber dem war - allem Jubel zum Trotz - nicht so. Und das wie immer fulminante Ensemble, das unter der peniblen, vitalen Leitung von Baldur Brönnimann noch dem abgegriffensten Klang die Aura des Besonderen verlieh, änderte daran ebenso wenig wie die fast noch fulminantere Barbara Hannigan, die ihren feinnervigen Sopran zur Pop-Röhre verwandelte und so Brisanz suggerierte. Das einzig Starke am Stück sind die prallen Texte von Kenka Lèkovich (leider mangels Übertiteln nur in Bruchstücken zu erraten).

Die Musik selbst möchte viel: den Spagat zwischen Song-Melodien und experimentalen Klängen, die Fusion zwischen Instrumenten und Elektronik, doch wirkt sie letztlich ratlos. Endlose Loops aus der Konserve (von Peter Böhm und Florian Bogner) werden durch Wiederholung weder interessanter noch greifen sie sinnig mit dem live Gespielten zusammen. Die Zeitlupenhaftigkeit vieler Entwicklungen kollidiert mit der kurzen Gesamtdauer (eine Stunde), statt dass sie in den Proportionen Spannung schafft. Kein Edelmetall. Eher fiel all der luxuriöse Glanz bleiern zusammen. (Daniel Ender, DER STANDARD, 1./2.2.2014)