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Bühne und Konzert Verdi in Wien

Plácido Domingo singt mit Disneys Wanderzirkus

Das Leben als Foscari ist ziemlich anstrengend. Als Opernfreund manchmal auch. Wenn man zum Beispiel Verdis Frühoper mit Placido Domingo anschauen muss Das Leben als Foscari ist ziemlich anstrengend. Als Opernfreund manchmal auch. Wenn man zum Beispiel Verdis Frühoper mit Placido Domingo anschauen muss
Das Leben als Foscari ist ziemlich anstrengend. Als Opernfreund manchmal auch. Wenn man zum Beispiel Verdis Frühoper mit Placido Domingo anschauen muss
Quelle: Herwig Prammer
Von Los Angeles aus ging eine Produktion von Verdis „I due Foscari“ auf Tour. Mit Operndirektor und Ex-Tenor Domingo an der Spitze. Jetzt machte sie Station in Wien. Sie wäre besser daheim geblieben.

Waren das Nachwehen zum Verdi-Jahr? Egal. Recht schmerzhaft war dieser Opernabend im Theater auf der Wien auf jeden Fall. Aber so passiert es, wenn man offenbar blind einkauft, wo Plácido Domingo draufsteht.

Plácido Domingo jedenfalls ist das Zugpferd für Giuseppe Verdis „I due Foscari“. Dieses aparte Frühwerk, nach dem frühen Sensations-Erfolg „Ernani“ 1844 für Rom komponiert, zieht seit Herbst 2012 wanderzirkusartig durch die Lande und über die Kontinente.

In Los Angeles fiel der Startschuss, an dem Opernhaus, das Domingo mit dem Dirigenten James Conlon, der jetzt auch in Wien am Pult steht, leitet. Weiter zog der Operntross nach Valencia und nach der Wiener Station wird der vierte Koproduktionspartner, Londons Covent Garden, das Leben und Sterben des alten Dogen Francesco Foscari mit Domingo erleben müssen.

Placido Domingo singt wieder Bariton

Denn auch diesmal ist es wieder eine Baritonrolle, in der der über 70-jährige Sänger seinen Fans die Aufwartung macht. Anders jedoch als beim noch voll im Saft stehenden „Trovatore“-Luna zuletzt in Berlin, decken sich diesmal echtes und Bühnenalter beinahe perfekt.

Der alte Doge muss im Venedig des Jahres 1457, nach 34 Jahren Regentschaft, erleben, wie ihm der letzte lebende seiner Söhne durch einen Justizirrtum genommen wird und auf der Galeere, die ihn in die Verbannung bringen soll, stirbt. Nachdem der Doge am Ende auch noch zur Abdankung gezwungen wird, segnet er bühnenwirksam das Zeitliche.

Das ergibt einige schöne Soloszenen und ein paar Ensemblestellen für den scheinbar unverwüstlichen Domingo. Selbst wenn nach seinen langen Tenorjahren aus ihm kein echter Bariton geworden ist, bringt Domingo diese Rolle mit Kraft, ungebrochener Präsenz und dem immer noch aufblitzenden Schmelz seiner Stimme durchaus imponierend über die Rampe.

Kraftmeier, Kollapse, Callas-Nachfahren

All das kann man vom Rest der Besetzung in Wien nicht behaupten. In der Partie von Sohn Jacopo kraftmeiert sich Tenor Arturo Chacón-Cruz im Dauerforte und mitunter am Rande des stimmlichen Kollaps durch den Abend und als recht verhangen klingendes Callas-Soundalike müht sich Davinia Rodriguez als seine Frau Lucrezia.

Gut, wenn auch nicht unbedingt Verdi-affin entledigt sich der Arnold Schoenberg Chor seiner Aufgabe. Die übrigen kleineren und kleinsten Partien sind allesamt unterbesetzt. Unbarmherzig brutal undifferenziert pflügt James Conlon durch die Partitur und das ORF Radio-Symphonieorchester folgt artig.

Die vor Konvention strotzende und mit einiger unfreiwilliger Komik erheiternde szenische Verpackung für diese Domingo-Show steuert der junge Amerikaner Thaddeus Strassberger bei. Er kreiert eine Art Disney-Venedig, wo erklärende Zwischentexte im Zeichentrickstil auf den Vorhang projiziert werden und sich weiß verschleierte Jungfrauen bekreuzigen und am Ende die Arme zum Himmel recken. Aber dieser Verdi-Abend bleibt verloren.

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