Regisseurin Adriana Altaras gibt Dialogen und Subtext viel Raum. Sie verdirbt in ihrer Inszenierung von Johannn Strauß' Fledermaus am Linzer Landestheater womöglich manchen die Champagnerlaune damit, dass sie eine Gesellschaft porträtiert, die hauptsächlich durch das gegenseitige Aufrechterhalten "vereinbarter Lügen" zusammengehalten wird.

Ein durchaus aktuelles Porträt der österreichischen Seele, das, so betrachtet, wenig operettenhaft-charmant ist. Dazu ein Bühnenbild (Christoph Schubiger), das reduziert ausfällt: Ein Sofa im Haus der Eisensteins oder ein Tisch im Gefängnis müssen reichen. Halsbrecherisch allerdings und noch dazu eher unmotiviert ist die steile Treppe, die ohnehin jeder "flotten", auf Tanz und Musik ausgerichteten Inszenierung im wahrsten Sinn des Wortes im Wege stünde.

Fünf Tänzer und Tänzerinnen - des Prinzen Orlofsky Personal - bleiben, um Cancan zu tanzen. Dafür bleibt mehr Platz für die bissig-komische Handlung und einen großartigen Justizbeamten Frosch (Reinhold G. Moritz), der zwar lang, aber auf dem Punkt und komisch Regierungsbildung und Swap-Affäre kommentiert. Auch ohne Moritz' überzeugende Leistung entdeckt man Schwächen in dieser mutigen Operetteninszenierung: Etwas hölzern wirken manche Sänger, wenn sie sprechen müssen. Ausnahme ist Katherina Hebelkova, die als Prinz Orlofksy einen stimmlich-gesanglich herausragenden und strengen Prinzen gibt, der pelzbemantelt mit "Ich lade gern mir Gäste ein" fast so etwas wie eine Drohung ausstößt.

Ebenso Elisabeth Breuer als Adele, die, anfangs in einer aufgesetzt derben Mundart sprechend, gesanglich wie als Schauspielerin begeistert. Eine grundsätzlich gelungene Inszenierung, weil sie die Erwartungshaltung bricht. Dass man dafür in Linz Buhrufe erntet, war allerdings vorhersehbar. Orlofksy würde sich womöglich langweilen. (wkh, DER STANDARD, 17.12.2013)