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Solider "Troubadour" an der Volksoper

Das Verdi-Jahr klingt langsam aus - die Wiener Volksoper liefert nun die Einstiegsdroge. Der Schlager-gespickte "Troubadour" feierte am Gürtel Samstagabend Premiere und wurde wohlwollend angenommen.

Solider "Troubadour" an der Volksoper
Solider "Troubadour" an der Volksoper

Große interpretatorische Kunstgriffe oder gesangliche Höhepunkte blieben zwar aus, geliefert wurde aber stattdessen Verdi roh und nachvollziehbar. Am Anfang des "Trovatore" stand der Fluch: Ausgerechnet über der Rolle der als Hexe verfolgten Azucena schien dieser zu liegen, sowohl Janina Baechle als auch ihre Zweitbesetzung waren erkrankt. Allerdings befand sich mit Chariklia Mavropoulou jene Darstellerin der Rolle in Wien, welche in der deutschen Staffel dieser Koproduktion mit dem Theater Bonn zum Einsatz gekommen war. Abend gerettet.

Auf Nummer sicher hatte jedenfalls Regisseur Dietrich W. Hilsdorf von Anfang an gesetzt. Er versetzt die plakative wie oft verwirrende Handlung optisch in die Zeit des Jahresregenten und packt sie in bekömmliche Happen - dennoch kam mitunter unfreiwillige Komik auf. Wenn etwa die begehrte Leonora ihre zwei Verehrer, Troubadour Manrico und Graf Luna, miteinander verwechselt, mutet dies aufgrund frappant gegensätzlicher Staturen wie eine Posse an. Von den "Zorro"-Masken ganz zu schweigen…

Dennoch sollte das Kichern in der zweiten Hälfte verstummen: Spätestens als vor dem naturalistischen wie geschmackvollen Bühnenbild von Dieter Richter Folter, Tod und Schicksal einzogen, legten auch die Akteure ihr Gehabe aus dem Einmaleins der Operngestik ab und steuerten auf ein durchwegs rundes Drama zu. Selbst der US-Amerikaner Stuart Neill in der Titelrolle holte aus seinem anfänglich eher röhrenden Troubadour noch differenzierte Töne heraus.

Ebenso grob gestrickt, aber handwerklich in Ordnung, agierte das restliche Ensemble, wobei Einspringerin Mavropoulou nicht nur aufgrund ihres Spontaneinsatzes zu Recht den meisten Beifall bekam. Melba Ramos gab eine starke, ebenso notfalls alles darnieder singende Leonora. Tito You als Graf Luna konnte so viel Frauen-Power nur wenig entgegensetzen, lieferte allerdings das subtilste und am wenigsten überzogene Schauspiel ab.

Ganz im Sinne der Gesamtproduktion agierte auch das Orchester: Verdis Partitur wurde zwar möglichst unfallfrei abgespielt, es schien aber als hätte Dirigent Enrico Dovico noch einen wichtigen Termin nach der Aufführung. Der auf dem kleinen Bühnenraum geforderte Chor verlor oftmals den Faden, landete aber immer wieder lyrische Erfolgsmomente.

Man könnte dem Volksopern-Troubadour Einfallslosigkeit vorwerfen. Allerdings ist es diese Schnörkellosigkeit, welche die Produktion für Einsteiger nachvollziehbar und kurzweilig macht. Die wenigen Buh-Rufe für die Inszenierung nach der Premiere müssen daher als gute, alte Tradition hingenommen werden.

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