Händels indische Liebesspiele mit zwei Primadonnen

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Die Rarität "Alessandro" wurde im Theater an der Wien wiederbelebt.

Als herrlichen musikalischen Zickenkrieg um einen leicht größenwahnsinnigen Herrscher könnte man Händels „Alessandro“ kurz umreißen. Die Prinzessinnen Lisaura aus Skythien und Rossane aus Persien hat sich Alexander der Große auf Eroberungszügen einverleibt, in Indien rittern sie um seine Gunst. Lisaura zieht zuletzt zwar den Kürzeren, darf aber weiter mit Alessandros Freundschaft rechnen und hat in dessen Vertrautem, dem indischen König Tassile, einen Verehrer in petto. Nebenbei kommt der makedonische Fürst Clito in Bedrängnis, da er dem großen Alexander seine Abstammung von Zeus nicht zugestehen will. So hat es sich Georg Friedrich Händel von Paolo Antonio Rolli ins Libretto schreiben lassen und für die Londoner Uraufführung 1726 herrliche Musik dazu komponiert.

Die Händel-Rarität kam 2012 als Aufnahme heraus, tourt nun durch Europa und machte im Theater an der Wien Station. Das Besondere daran: Händel musste für zwei Primadonnen schreiben, denn zu der bereits verpflichteten Francesca Cuzzoni wurde die gefeierte Sängerin Faustina Bordoni an die Royal Academy engagiert. Händel musste genau tarieren, beiden ein gleiches Maß an Stücken in die Kehle komponieren. Zum glücklichen Ende vereinte er sie mit dem berühmten Kastraten Senesino als Alessandro ganz gegen die Gepflogenheit in einem Terzett.

Das Kräftemessen fand eine würdige Fortsetzung mit aktueller Besetzung. Als Alessandro beglückte Max Emanuel Cenčić mit herrlich metallisch timbriertem Counter und wunderbarem Ausdruck. Als Rossane zündete Julia Lezhneva ein stupend funkelndes Feuerwerk an stimmlicher Virtuosität und inniger Empfindung, während ihr – stimmlich weniger wendig, aber ebenso intensiv – Laura Aikin als Rivalin gegenüberstand. Aus der guten Besetzung ragte noch Xavier Sabata mit hell und weich timbriertem Counter hervor. Dirigent George Petrou und das Ensemble Armonia Atenea sorgten für die passenden und stimmigen Begleittöne in dieser Hochschaubahn der Emotionen. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2013)

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