Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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in italienischer Sprache mit
deutschen
Übertiteln
Aufführungsdauer:
ca.
2 Stunden 45 Minuten (eine Pause)
Premiere im Opernhaus Hannover am 14. September 2013
Mit Giuseppe Verdis Oper Ein
Maskenball hat das Staatstheater Hannover die Opernsaison
eröffnet und erinnert
damit auch an den zweihundertsten Geburtstag des Komponisten am 10.
Oktober
diesen Jahres. Zuständiger Regisseur für Jubilare ist in
Hannover Olivier
Tambosi, der zum Ende der letzten Spielzeit die Meistersinger
von Nürnberg des Komponisten- und Jubiläumskollegen
Richard
Wagner in Szene gesetzt hatte. Renato (Stefan
Adam), Riccardo (Rafel Rojas)
Tambosi hat sich sowohl vom Titel als auch von der Figur des
Pagen Oscar, der immer wieder als leichtfüßig-komisches
Element durch die Szene
und die Partitur huscht, zu seinem Regiekonzept inspirieren lassen und
lässt
die Geschichte im Stil der Commedia dell’arte spielen. Dabei mischt er
Komödie mit
Tragödie genauso wie Zeiten und Räume. Das Einheitsbühnenbild von Bengt Gomér
zeigt im Hintergrund
den Zuschauerraum eines historischen Logentheaters. Das unbestuhlte
Parkett ist
die Spielfläche, die mit wenigen Requisiten und reizvollen
Beleuchtungsvarianten
die verschiedenen Szenenbilder andeutet, in die auch die Logen als
Auftrittsorte einbezogen werden. Diese Ideen sind nicht neu, aber
bühnenwirksam
und unterhaltungseffektiv zumal Carla Caminati eine vielfältige
Kostümorgie
feiert. Klassische Commedia dell’arte-Kostüme, moderne Clowns,
archetypische
Theaterkostüme, Straßenanzüge und große Roben
sind symbolträchtig nebeneinander
zu sehen. Silvano (Francis
Bouyer), Riccardo (Rafael Rojas), Oscar
(Heather
Engebretson), Renato (Stefan Adam), Chor
Zum Vorspiel wird ein
Mordversuch komödiantisch dargestellt.
Oscar ist eine junge Frau, die aus
Riccardos
Bett schlüpft und sich in eine Mischung aus Nummerngirl und Page
verwandelt. Riccardo erscheint als Pantalone, Renato im heutigen
Geschäftsanzug. Ebenso der Richter, der von den
allgegenwärtigen Clowns
in
einen Harlekin zwangsverkleidet wird. Amelia und Ulrica tragen die
gleichen schwarzen Rüschenroben
und die gleichen Frisuren, nur dass Ulrikas Gesicht als Totenkopf
geschminkt
ist. Einen ganz starken Eindruck macht die erste Begegnung der beiden,
bei der
sie wie zwei schwarze Galgenvögel umeinander herumschleichen. Wenn
die
Wahrsagerin der unglücklich Liebenden ihren Rat gibt,
überreicht sie
ihr auch
drei weiße Bommeln eines Clownskostüms, die Amelia sich
entsprechend
ansteckt.
So als hieße der Rat „Nimm dich mal nicht so ernst und lach mal
wieder.“ Zu Riccardos Seemannsarie tanzt ein den Text bebilderndes
Ballet
der Clowns und nachdem er, trotz seiner dem Kindertheater entsprungenen
Kapitänsverkleidung, erkannt wird, feiert ihn sein Volk mit Jubel
und
Glitterregen, der in der sich unmittelbar anschließenden
Galgenbergszene zum
librettoverlangten Schnee wird (sehr gut: Die raschen, den
musikalischen Fluss
nicht unterbrechenden Szenenwechsel). Das Hochgericht wird durch zwei
schwarze
Särge angedeutet. An einem leidet ein Pierrot vor sich hin, am
anderen
liegt
Ulrica, in deren Gesicht Amelia blickt, wenn sie ihre Vision eines
Totenschädels besingt. Riccardo erscheint als Pierrot und so
ergibt
sich eine
Doppellung, die darin gipfelt, dass Riccardo Ulrica und Amelia den
anderen
Pierrot im Arm hält. Dass aus den sich beim Auftritt der
Verschwörer
öffnenden
Särgen Clowns mit Maschinenpistolen aus Plastik entsteigen, ist
nicht
wirklich
komisch. Amelia
(Brigitte Hahn), Statist Ab hier treten die Clowns nur
noch sporadisch oder als
stille Beobachter auf. Werden vorher einige sehr eindrucks- und
stimmungsvolle
Momente durch Clownsgehoppel konterkariert, lässt Tambosi zum Ende
hin der
Emotionalität auf der Bühne
ungestörte
Entfaltungsmöglichkeiten. Die stärksten Eindrücke
hinterlassen dann auch die
hochemotionalen Szenen zwischen Renato und Amelia, zu denen der
Regisseur den Sängerdarstellern mit
dezenten, aber
effektiven regielichen Hilfestellungen viel Raum zur intensiven
Gestaltung
gibt. Ganz klassisch inszeniert er den Fortgang der Geschichte, es gibt
eine
realistische Losszene und unter blendend auffahrenden Scheinwerfern
feiert man
ein farbenprächtiges Kostümfest,
das mit
dem Mord an Riccardo jäh endet: Die Vorhänge fallen und die
Hinterbühne im
Probenlicht wird sichtbar. Wurde hier aus Spiel Ernst? Wird hier die
kalte,
grausame Wahrheit hinter den ansonsten undurchschaubaren Masken der
Menschen
sichtbar? Ist Ulrica nur das zweite Ich der Amelia? Wird hier
vielleicht sogar
der Untergang einer Theatertruppe durch Intrigen erzählt? Oder
rächt sich hier
die Vermischung von Politik und Unterhaltung?
Viele Ideen zur Interpretation – eher durch das
Programmheft als
durch die Bühne angeregt – schwirren
durch den Kopf, aber keine kann sich wirklich an einem konsequent
durchgezogenen roten Faden festhalten. Oscar
(Heather Engebretson), Statist Wenn die ganze Oper als
Maskenspiel inszeniert wird,
verpufft der Effekt des den Titel gebenden Maskenballs im Finale. Wenn
die
meisten tragischen Szenen durch eher alberne als komische Clownerien
gebrochen
werden, verdirbt das die feinsinnige Komik, die die Figur des Oscar in
diese
ansonsten ernste, ja tragische Oper bringt. Stellt man Riccardo als
Pantalone
(reich/mächtig, aber unattraktiv und alt) dar, erscheint die
unglückliche Liebe
Amelias zu ihm unglaubwürdig und damit wird die ganze Geschichte
ad absurdum
geführt. Nun ist diese Oper zwar kein Musterbeispiel für
philosophischen Tiefgang, besticht aber durch ihre Emotionalität –
und die wird
hier intensiv ausgekostet. Dafür ist man dankbar – genauso wie
für viele
Details, die im heutigen Regietheater sonst gern verweigert werden – und fühlt sich von allem anderen zumindest gut
unterhalten, nicht geärgert und nicht provoziert. Samuel (Shavleg
Armasi), Renato (Stefan Adam), Tom (Daniel Eggert) Rundum kann die musikalische
Seite überzeugen. Allen voran
das Dirigat von Mark Rohde, das gleich
mit dem Beginn des Vorspiels aufhorchen lässt: Mit
den wenigen Tönen der
ersten Takte entsteht eine Spannung und Atmosphäre, die den
Zuhörer unmittelbar
in den musikalischen Bann dieser Oper zieht und bis zum Schlussakkord
nicht
mehr loslässt. Das bewirkt einerseits der große Bogen, den
der Dirigent über
den ganzen Abend spannt, andererseits ist es das Ergebnis ausgesprochen
exakt
gearbeiteter Feinarbeit, die das gut disponierte Orchester mit
Präzision und
Engagement zum Klingen bringt.
Brigitte Hahns sicher geführter Sopran mit exakten
Spitzentönen und samtiger Tiefe fasziniert und bewegt insbesondere
durch die
Intensität der gestalterischen Ausdruckskraft. Rafael Rojas
lässt einen
kraftvollen, aber nicht kraftprotzenden, echten Verdi-Tenor mit
Strahlkraft und
angenehmem Timbre hören und kann auch den hier als Vecchio
dargestellten
Riccardo überzeugend gestalten. Ulrica (Julie-Marie
Sundal), Damenchor
Stefan Adam greift in die
schier
unerschöpflichen Vorräte seiner stimmlichen
Darstellungsfähigkeiten. Mit üppig
strömender, edler Stimmkraft gestaltet er den besorgten,
herzlichen und zum
Helfen entschlossenen Vertrauten genauso überzeugend wie den sich
betrogen und
hintergangen fühlenden Ehemann und Freund mit tiefem Schmerz und
kalter Wut.
Das geht unter die Haut und da darf auch mal ein Ton wegbrechen. Julie-Marie Sundal singt mit
hoher Stimmkultur eine herrlich
dämonische Ulrica in unheimlichen Farben ohne dabei ins
Effektheischen
abzugleiten. Heather Engebretsons höchst beweglicher,
koloraturfreudiger Sopran
verleiht dem Oscar die gewünschte Lebendigkeit und Leichtigkeit.
Shavleg Armasi
setzt als Samuel mit dem Spottlied einen kurzen aber prägnanten
Höhepunkt und
ist ebenso wie Daniel Eggert als Tom ein eindrucksvoller
Verschwörer. Gleichermaßen
prachtvoll wie kultiviert klingt der von Dan Ratiu präzise
einstudierte Chor.
Ein Opernabend
auf musikalisch
und sängerisch hohem Niveau. Szenisch schwankt die Produktion
zwischen dem Versuch,
intensiv-eindringlich, farbenprächtig-unterhaltsam und seltsam
unkomisch im komisch (oder auch nicht…) sein
zu wollen. Musikalische
Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme Chor Choreographie Licht Dramaturgie
Niedersächsisches Chor der Statisterie der
Solisten Riccardo Renato Amelia Ulrica Oscar Silvano Samuel Tom Richter/ Weitere
Informationen
Ein
Maskenball (Un ballo in maschera)
Oper
in drei Akten (1859)
Text von Antonio Somma nach einem Libretto von Augustin Eugène Scribe
Musik von Giuseppe Verdi
Staatsoper Hannover
(Homepage)
Mit den Clowns
kamen die Mörder
Von Bernd
Stopka / Fotos von Thomas M. Jauk
FAZIT
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Produktionsteam
Mark Rohde
Olivier Tambosi
Bengt Gomér
Carla Caminati
Dan Ratiu
Grazyna Przybylska-
Angermann
Claus Ackenhausen
Klaus Angermann
Staatsorchester Hannover
Staatsoper Hannover
Staatsoper Hannover
Rafael Rojas
Stefan Adam
Brigitte Hahn
Julie-Marie Sundal
Heather Engebretson
Francis Bouyer
Shavleg Armasi
Daniel Eggert
Diener Amelias
Gevorg Hakobjan
erhalten Sie von der
Staatsoper
Hannover
(Homepage)
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