Wien - Umfassende Turbulenzen beinhaltet Josef Ernst Köpplingers Inszenierung von Rossinis Barbier von Sevilla an der Volksoper Wien. Im Frühjahr 2008 sprühte die Produktion mit ihren antiklerikalen Seitenhieben und sexuellen Andeutungen vor Witz und Elan.

Bei ihrer Wiederaufnahme am Samstag, fast fünf Jahre später, wurde die Regiearbeit einer Reanimation unterzogen und dabei ihrerseits von einer Serie kleinerer und größerer Pannen heimgesucht. Am Orchester unter der inspirierten Leitung von Enrico Dovico lag das nicht: Hier begann der Abend mit flexibler Eleganz, Feinarbeit und Schwung. Wenn diese Energie dann vielleicht ein wenig abnahm, hatte das wohl auch damit zu tun, dass das Tempo auf der Bühne immer wieder mit Stolpersteinen in Konflikt geriet.

Ein Graf (Jörg Schneider), der sich schon in seinem ersten Ständchen durchschwindelte, ein Figaro (Mathias Hausmann), der anstelle fleischgewordener Schlagfertigkeit Zuflucht beim Souffleur suchen musste, ein Bartolo (Noé Colin), der mit der Herrschaft über seine Stimme kämpfte und sich in der Pause als indisponiert ansagen ließ, konnten diese Probleme trotz aller lichten Momente kaum wieder wettmachen. Anja-Nina Bahrmann war da als solide, koloraturensichere Rosina neben dem zumindest stimmlich markanten Yasushi Hirano als Basilio ziemlich auf sich gestellt.

Größter Hemmschuh der Produktion ist nach wie vor die deutsche Sprache und die daraus resultierende mangelnde Textverständlichkeit. Im italienischen Original zu singen und auf Übertitel zurückzugreifen würde halt doch für mehr Fluss sowie weiter gehende Möglichkeiten, das Geschehen nachzuvollziehen, sorgen. Auch das Publikum in der Volksoper könnte dies womöglich zu schätzen wissen. (Daniel Ender/DER STANDARD, 14. 1. 2013)