Henry Purcell im Theater an der Wien

(c) AP (Kerstin Joensson)
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Oper, konzertant im Theater an der Wien. Robert King, britischer Experte für Alte Musik und sein King's Consort bemühten sich mit allzu großer Noblesse um Purcells "The Fairy Queen".

„He, Geist! Wo geht die Reise hin?“, fragt Puck am Beginn des zweiten Akts von Shakespeares „Sommernachtstraum“. Ab in den barocken Sommerwald, wenn es nach dem Theater an der Wien geht. Dorthin, wo sich Titania und Oberon, Zettel, ein besoffener Dichter, zwei geile Heumacher und natürlich allerlei Nymphen und Elfen herumtreiben. Sie tun es im Takt von Henry Purcell, dessen Semi-Opera „The Fairy Queen“ am Donnerstag konzertant aufgeführt wurde. 1692 wurde diese im Londoner Dorset Garden Theatre aus der Taufe gehoben. Dahinter verbarg sich eine Neubearbeitung von Shakespeares „Sommernachtstraum“, wobei am Ende jedes Aktes ein musikalisches Tableau folgt, das die Handlung zwar nicht weiterführt, aber kommentiert, illustriert und verdoppelt. Ein zauberhaftes, geistreiches, mal dralles, mal elfenleichtes musikalisches Panorama, das auch allein, ohne gesprochene Schauspielzutat gut funktioniert.

Robert King, britischer Spezialist für Altes, trat im Theater an der Wien mit einer Handvoll Sänger und seinem King's Consort an, um den barocken Schatz zu beleben. Vorab erinnerte er an die Uraufführung, die ein teures und szenisch verschwenderisches Bühnenspektakel gewesen sein muss, und bat das Publikum, seine Einbildungskraft für die auf nackter Bühne gegebene Aufführung zu bemühen. Eine gehörige Portion an Fantasie brauchte man dann tatsächlich, denn King und die Seinen beschworen den Zauber des Werks nur schaumgebremst. Fein und nobel wurden die alten Instrumente bemüht, aber all die Tänze und Zwischenmusiken kennt man farbiger, lebendiger und weniger distinguiert. Man erinnere sich nur an die maßstabgebende Aufführung unter Nikolaus Harnoncourt 1994 im Musikverein.

Im Theater an der Wien stand Lucy Crowe mit ihrem hellen Sopran im Mittelpunkt, versprühte gesunde Lebensfreude, servierte kraftvoll ihr Klagelied „O Let Me Weep“, blieb aber dann zu erdenschwer für den zarten Gesang der Nacht. David Wilson-Johnson steuerte feine Basstöne für seine Rollen bei, die übrigen Sänger erfüllten ihre Parts sehr solide. Also blieb etwa auch die Szene, in der der Heumacher Coridon die von ihm begehrte Mopsa gefügig machen möchte, unter ihren komödiantischen Möglichkeiten. Wenn diese „Fairy Queen“ light also die Fantasie diesmal nur kultiviert kitzelte, so animierte sie zumindest, sich auch einmal eine szenische Produktion dieses Purcell-Hits zu wünschen. mus

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2012)

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