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Jonas Kaufmann: „Ich komme als Intendant, nicht als Sänger“

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Jonas Kaufmann in Erl
Auftritt des neuen Chefs: Jonas Kaufmann kommt zur ersten Spielplan-Pressekonferenz als Intendant. © Peter Kneffel/dpa

Star-Sänger riskiert neuen Job: Was bedeutet die Erler Intendanz für Jonas Kaufmann persönlich? Eine Begegnung in Erl (hier die genauen Pläne).

Ist das hier nun Stand- oder Spielbein für Sie?

Ha! Gute Frage. Als ich angefangen habe, darüber nachzudenken, fühlte es sich eindeutig nach Spielbein an. Mittlerweile habe ich gemerkt, wie umfangreich das Ganze ist – obwohl es insgesamt nur sieben Spielwochen sind. Insofern ist es mehr zum Standbein geworden.

Was macht ein Sänger besser als ein Manager-Intendant?

Grundsätzlich fehlt es uns in der jetzigen Intendanten-Landschaft an Pragmatikern. An Künstlern, die schon mal einen Fuß auf die Bühne gesetzt haben. Weil ich denke, dass man dadurch gewisse Entscheidungen anders trifft, als wenn man alles immer „nur“ von außen gesehen hat. Als Künstler weiß ich, dass das, was auf der Bühne passiert, einem auch unangenehm sein kann. Und als Intendant will ich versuchen, das meinen Kollegen zu ersparen. Ich kann hoffentlich Beispiel sein für andere, die auf eine ähnliche Idee kommen. Ich kann mir natürlich nicht vorstellen, ein komplettes Opernhaus zu übernehmen. Insofern passt dieses kleine Hineinschnuppern in das Genre für mich. Und wenn mich das sehr packt, wie ich fürchte, werde ich es vielleicht noch länger machen. Ich lebe ja in Salzburg und fahre nur eine Stunde hierher.

Ist Regie dann der nächste Schritt für Sie?

Da müssen Sie meine Frau fragen, die gelernte Regisseurin ist. Ich bin ja dafür verschrien, nicht schüchtern zu sein. Daher habe ich schon mehreren Regisseuren auf den Kopf zugesagt, dass ihnen anscheinend entgangen ist, dass man dies als Studiengang belegen kann. Mit einer entsprechenden Aneignung von Wissen. Insofern werde ich sehr vorsichtig sein, was das Regieführen betrifft.

Sie zeigen im Sommer 2025 Bartók und Zeitgenössisches. Welche Stücke kann man in Erl riskieren?

Es gab ja hier schon Stücke, die nicht zum Mainstream gehörten – und die nicht alle funktioniert haben. Ich glaube, solche Werke funktionieren nur in Kombination mit anderen, die ein Publikum anlocken. Oder in Kombination mit großen Namen. Auf so etwas werden wir achten. Aber es wäre unsinnig, wenn wir hier nur noch populäre Titel spielen.

Sie singen in Ihrer ersten Erler Saison in zwei
Produktionen. Wird das künftig mehr?

Eigentlich nicht. Ich habe ursprünglich mal gesagt, ich will hier nicht als Sänger antreten – sondern als Intendant. Mit dem „Parsifal“ und der „Walküre“ hat es sich aber so ergeben, dass ich auf der Bühne stehe. Es macht sehr viel Spaß, in Erl aufzutreten, weil die Akustik ein absoluter Traum ist. Ich könnte mir eher vorstellen, hier Dinge zu machen, die ich sonst nicht singe. Ungewöhnliches Konzertrepertoire oder eine eher unbekannte Oper konzertant. Ich werde in Erl also kein festes Standbein als Sänger haben.

Das Gespräch führte Markus Thiel.

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