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Domingo als "Macbeth": "Ungewohnt, den Bösewicht zu spielen"

Placido Domingo ist Verdis "Macbeth" - oder zumindest einer von beiden. Denn im Theater an der Wien kommt die Oper nächste Woche gleich zweimal heraus, mit jeweils unterschiedlichen Schlussszenen. Domingo habe sich die frühere Version von 1848 mit der Sterbearie am Ende gewünscht, erklärte Intendant Roland Geyer, der auch wieder als Regisseur tätig wurde, bei einem Pressegespräch am Freitag.

Domingo als "Macbeth": "Ungewohnt, den Bösewicht zu spielen"
Domingo als "Macbeth": "Ungewohnt, den Bösewicht zu spielen"

"Für mich ist es immer noch ungewohnt, einen Bösewicht zu spielen", erzählte Domingo, der vom Liebes- und Heldenfach des Tenors zu Baritonrollen wechselte. "Und ich finde immer noch Ausreden für ihn." In erster Linie: "Er wird von seiner Frau manipuliert - wie wir ja alle von unseren Frauen sehr manipuliert werden." Ohne Zweifel sei die Lady "die Stärkere von den beiden - ganz so wie im echten Leben".

Roland Geyer erzählt das Drama aus der Feder William Shakespeares - zum Jubiläumsjahr 2016 brachte man am Theater an der Wien auch "Hamlet" und "Falstaff" heraus - in erster Linie als Liebesgeschichte. "Die Macbeths verbindet eine tiefe Liebe, in romantischer und auch in sexueller Hinsicht", so Geyer. "Sie agieren wie kommunizierende Gefäße, wo einer stark wird, wird der andere schwach."

Gedeutet wird auch stark psychoanalytisch, wobei Albtraumszenen durch Videoeinspielungen (geschaffen von David Haneke) untermalt werden. "Die Baritonrollen sind die dunkle Seite der Medaille, da muss man in die Psychologie eintauchen" betonte auch Domingos Kollege Roberto Frontali, der die Titelrolle in der Fassung aus 1865 singen wird (Premiere am 11. November). Immerhin gelänge als Macbeth aber, was für Baritone sonst schwierig sei: "Die Sopranistin zu küssen."

Die beiden Fassungen der Verdi-Oper, die sich eigentlich in mehreren Szenen unterscheiden, hatte man ursprünglich noch stärker getrennt herausarbeiten wollen. "Aber es hat sich als technisch einfach zu schwierig herausgestellt", so Geyer, der dabei "von einer Entscheidung des Intendanten und nicht des Regisseurs" sprach. Auch Betrand de Billy, der die Wiener Symphoniker dirigiert, betonte, dass es sehr reizvoll gewesen wäre, mehr Unterschiede der Fassungen zu zeigen. "Aber so eine kleine Arie verändert alles rundherum - wir sind erst im Verlauf der Proben zu der Entscheidung gekommen, nur die Schlussszene zu variieren."

De Billy habe eine "sehr moderne, ganz wunderbare" Version erarbeitet, streute Domingo, der erstmals am 13. November auftreten wird, dem Dirigenten Rosen. Beherrscht werde sie allerdings von der ständigen Weisung, leiser zu musizieren, so de Billy. "Wenn man sich an die Partitur hält, dürfen sie eigentlich gar nicht singen, sondern müssen sprechen." Zwischen "parlando" und dem sechsfachen "pianissimo" lasse Verdi daran wenig Zweifel. "Ich sage häufig zu den Musikern und Sängern: 'Das war wunderschön, aber zu laut.'"

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