SN.AT / Kultur / Kunst

Jubel um Christoph Waltz' Operndebüt

Österreichs Hollywoodstar Christoph Waltz hat am Sonntag in Antwerpen sein Debüt als Opernregisseur über die Bühne gebracht und ist für solide Arbeit mit Standing Ovations belohnt worden.

Jubel um Christoph Waltz' Operndebüt
Jubel um Christoph Waltz' Operndebüt

Der Operneleve sucht in seiner Regie nicht den großen Effekt, sondern die kleinen Gesten, setzt auf Schauspielertheater, nicht auf Bühnenspektakel. Am Ende steht ein entschlackter "Rosenkavalier".

Waltz' Regiekonzept macht die Arbeit im Kleinen deutlich, an den Gesten, Handlungen, Blick- und Aktionsbeziehungen, die wie für die Nahaufnahme im Film bereitet scheinen. Auch wenn mangels Close-up auf der Opernbühne die Gesamtszenerie bisweilen etwas statisch erscheint, beeindruckt doch die präzise Disposition der Sänger.

Zugleich hält sich der Neoregisseur über weite Strecken sehr nah am ausführlichen Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Kommt der Tierhändler zur Marschallin, lässt er echte Papageien und Kakadus sowie ein Rudel Hunde auffahren. Wie es der Marschallin dabei gelingt, über einen halben Akt einen Chihuahua ohne Widerspruch vonseiten des Hundes am Schoß zu behalten, bleibt eines der Geheimnisse der Inszenierung. Diese fokussiert subtil immer wieder auf den Aspekt des Scheins in der Öffentlichkeit und des Seins im Privaten und die daraus erwachsenden Spannungen.

Mit seinem deutsch-österreichischen Kreativteam bestehend aus Annette Murschetz (Bühne) und Eva Dessecker (Kostüme) hat Waltz eine Szenerie geschaffen, die sich als entkleidetes Rokoko umschreiben lässt. "Ich stimme völlig mit dem Aphorismus von Adolf Loos überein, dass Ornament ein Verbrechen ist", zeigte sich Waltz im Interview mit dem Magazin der Vlaamse Opera als Anhänger des Minimalismus. Zusätzlich ist das Farbenspektrum vornehmlich in Pastell gehalten, vermeidet starke Kontraste und erinnert damit eher an Bergman, denn an Hofmann(sthal).

Der rundum gelungene belgische Opernabend überrascht umso mehr, als dass nicht nur Waltz am Sonntag sein Debüt feierte. Letztlich handelte es sich gleichsam um einen Debütantenball: Bis Stella Doufexis als Octavian, Albert Pesendorfer als Ochs auf Lerchenau und Michael Kraus als Herr von Faninal feierte das gesamte Ensemble Rollendebüt, während Dirigent Dmitri Jurowski seine erste Strauss-Oper dirigierte.

KULTUR-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Kulturmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)