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„Falstaff“ in Wiesbaden: Wie kommt er da wieder raus?

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Auf der Kühlerhaube: Lucic als Falstaff, mit Erik Biegel (M.) und Michael Pflumm.
Auf der Kühlerhaube: Lucic als Falstaff, mit Erik Biegel (M.) und Michael Pflumm. © Karl und Monika Forster

Kein Grund zur Sorge: „Falstaff“ in einer ganz und gar heiteren Lesart und mit Željko Lucic als mächtigem Sympathieträger zur Eröffnung der Wiesbadener Maifestspiele.

Das nach Uwe Eric Laufenbergs unrühmlicher Verabschiedung in diesen Monaten intendantenlose Staatstheater Wiesbaden musste die Vorbereitung der Internationalen Maifestspiele stemmen, das wird kein Spaß gewesen sein, aber Giuseppe Verdis „Falstaff“ zur Eröffnung ist allen Widrigkeiten zum Trotz einer. Kein riesiger, aber mit einem riesigen Titelhelden, Željko Lucic, eine mächtige Stimme, ein mächtiger Sympathieträger und die Personifikation eines Falstaff, so dass sich das meiste an diesem Abend wie von selbst ergibt.

Das trifft sich gut. Auch dass die Regie, für die Laufenberg vorgesehen war und die kurzfristig der junge Noah L. Perktold (Co-Regie: Silvia Gatto) übernahm, eine hübsche Ausstattung von Rolf Glittenberg (Bühne) und Marianne Glittenberg (Kostüme) vorfand: Eine weißer tempelartiger oder einfach klassizistischer Bau. Hinten durch ein großes Fenster, in dem nachher die finstere Eiche fürs Finale erscheint, blickt man auf einen attraktiven Himmel. Auf Dauer etwas nervende Vögelchen kreuzen – vermutlich ein Beispiel dafür, dass es dem Computer eben doch nicht gelingt, die Natur so ohne weiteres nachzustellen, denn wann hätten Vögel am fernen Himmel jemals Nerven gekostet.

Vorne jedenfalls haust Falstaff in einem stillgelegten alten Auto, aus dem schon das Gras wächst. Groß- und kleinkariert seine Umgebung, er selbst im Anzugstoffoverall des untätigen Mechanikers. Als das Auto dann tatsächlich fahren soll, wird es denn auch geschoben (von einem putzigen Helferlein). Die weibliche Anti-Falstaff-Front trägt schmucke Kleider im Charme der 1950er. Man sieht die Damen beim Vorbereiten ihrer Flinten, auch schießen sie gleich einmal ein Vögelchen ab, stellen also unter Beweis, dass sie kein Pardon kennen. Perktold verlässt sich aber (zu Recht!) auf Verdi und die Textlieferanten Boito und Shakespeare und lässt den Spaß auch mit restloser Gutmütigkeit enden. Das ist kein Weitwurf, aber es ist auch nicht peinlich, zumal Željko Lucic einen quietschvergnügten Verlierer zeigt, der sich in der (ja eh nur kurzfristigen) Niederlage nichts vergibt.

Um ihn herum ein gutes Ensemble: Romina Boscolo hat als Mrs. Quickley wieder einen frappierenden Auftritt mit grandiosen Tiefen, außerdem tanzt sie kurz auf Spitze, wie überhaupt jeder hupft und tänzelt, wie es ihm eben gegeben ist. Aluda Todua als Eifersüchtling Ford tritt mit einer Stimme an, die weit vehementer ist als sein nicht weiter erschröckliches Auftreten, Alyona Rostovskaya beeindruckt als seine lichte, moralisch unangefochtene Ehefrau, Anastasiya Taratorkina ist das silberstimmige Töchterlein. Sehr erfreulich Erik Biegel als Dr. Cajus, der ein kleines Kabinettstückchen daraus machte, schon zu merken, dass er am Ende gerade die Falsche (den Falschen!) heiratet, aber er kann rein gar nichts mehr dagegen tun.

Dirigent Antonello Allemandi hat alle Hände voll zu tun, die komplexen Ensembles zusammenzuhalten. Freude bereitet der von Albert Horne einstudierte Chor (Elfenzombies, könnte man dazu wohl dazu sagen). Dass Željko Lucic auch für die Juni-Termine angekündigt ist, kann den kleinen Abend noch einmal interessanter machen.

Staatstheater Wiesbaden: 2.. 12., 16., 20., 30. Juni. www.staatstheater-wiesbaden.de

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