Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LUZERN/ Theater: LA BOHÈME – Herrrlich musiziert

25.03.2024 | Oper international

Giacomo Puccini: La Bohème • Luzerner Theater • Vorstellung: 24.03.2024 nachmittags

(5. Vorstellung • Premiere am 09.03.2024)

Herrlich musiziert

Puccinis «La Bohème» scheint zu jenen Werken zu gehören, die nur schwierig zu «modernisieren» sind.  Lucía Astigarraga zeigt am Luzerner Theater, dass dies doch möglich ist.

boh

Foto (c) Ingo Hoehn

Lucía Astigarraga (Regie) fokussiert in ihrer Inszenierung auf die Allgemeingültigkeit der Geschichte von Rodolfo und Mimi. Paris sei nur Staffage, Puccini selbst sei dort gewesen: entscheidend ist für sie, dass die Geschichte so auch heute noch möglich sei, es bis heute  ein entsprechendes Prekariat gäbe. So sind Abbruchhäuser des Immobilienhais Benoît (Bühne: Aída-Leonor Guardia) die Unterkunft der jungen Künstler (Kostüme: Eva Butzkies). Wenn Astigarraga die Figur des Alcindoro, Staatsrat und Begleiter Musettes, in Benoît aufgehen lässt, spricht sie ganz unaufgeregt das Thema Wohnungsnot und Machtausnutzung an (es ist anzunehmen, dass Musetta ihm in jeder Hinsicht gefügig zu sein hat). Die Weihnachtsszene des zweiten Bildes findet im Umfeld von Souvenirshops statt: wieder ein prekäre Gesellschaftsschicht. Benoît wird als Mann gezeigt, der mit der Zeit zu gehen versucht, und entsprechen Turnschuhe zum Anzug trägt.

Das Luzerner Sinfonieorchester unter der musikalischen Leitung von Jonathan Bloxham spielt hochkonzentriert auf und kostet Puccinis Melodien leidenschaftlich aus. So kann Puccini eindrücklich seine Wirkung entfalten. Sporadisch verliert Bloxham in der «Hitze des Gefechts» die Lautstärke aus den Augen.

Bestens präpariert und mit grosser Spielfreude und Wohlklang am Werk sind die Luzerner Kantorei (Eberhard Rex) und der Opernchor und Extrachor Luzerner Theater (Manuel Bethe). Ein besonderes Lob verdienen die Damen zu Beginn des dritten Akts.

Eyrún Unnarsdóttir gibt mit vollem, kräftigen Sopran die Mimì, Tania Lorenzo Castro mit strahlendem, etwas hellerem Sopran die Musetta. Merūnas Vitulskis gibt den Rodolfo mit herrlich strahlendem Tenore spinto. Sein höhensicherer Tenor hatte des gewisse Etwas und schier endlosen Atem. Vor allem erliegt Vitulskis angesichts seines Materials nicht der Versuchung zu übertreiben. Vladyslav Tlushch als Marcello ist mit markantem, kernigem Bariton und grosser Bühnenpräsenz ein idealer Marcello. Daniel Holzhauser kann als Schaunard seine Freude über das verdiente Geld kaum zügeln, Dominic Barberi nimmt als Colline bewegend Abschied von seinem Mantel. Andreas Daum ist ein gefährlich unauffälliger Benoît. Daniel Foltz-Morrison als Parpignol und Stephan Lieb als Zöllner und Sergeant ergänzen das Ensemble.

Ein stimmige Produktion, herrlich musiziert.

Weitere Aufführungen: Sa. 30.03.2024; Mi. 03.04.2024; Sa. 06.04.2024; So. 26.05.2024.

25.03.2024, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken