Märchenhafte Träume und Albträume an Oper Frankfurt

25. Februar 2024 - 23:44 Uhr

Frankfurt am Main (MH) – Jubelstürme erntete die erste szenische Frankfurter Aufführung von Alexander Zemlinskys Oper "Der Traumgörge" in der nur vordergründig schlichten Inszenierung von Tilmann Köhler. Vor allen anderen bejubelte das Publikum am Sonntagabend das engagierte Dirigat Markus Poschners, der das Orchester nicht nur zu feinster Differenzierung in den extrem aufgefächerten Schwebezuständen Zemlinskys antrieb, sondern auch die aufpeitschenden Rhythmen der Dorfgemeinschaft mühelos bis zum blutigen Pogromrausch steigerte.

"Der Traumgörge"

"Der Traumgörge"

Im Kontrast zum überbordenden, symbolistischen Schwellen des Orchestergrabens stand der hölzerne Märchenbühnenkasten von Karoly Risz: Ein nach vorn abfallender, bedrohlich heller Raum als Mixtur zwischen Puppenbühne, naivem Guckkasten und geschlossener Kiste. Hier träumt sich Görge in die Welt seiner Märchen und Bücher hinein, weil die Umwelt immer aggressiver und feindlicher wird. Erlösung findet er nicht bei der ihm versprochenen Grete, sondern bei seiner Prinzessin der Träume, die er im zweiten Akt in der Gestalt der als Hexe verschrienen Gertraud endlich zu finden glaubt. Überzeugend, wie sich Köhler in seiner packenden Personenregie auf die Situation des Außenseiters in einer blutrünstigen Gesellschaft fokussiert und dabei raffiniert zwischen Traum und Wirklichkeit changiert.

Alle Sängerinnen und Sänger geben an diesem Abend ihr überaus schwieriges Rollendebüt. Besonders eindrücklich sang und agierte die tschechische Gastsopranistin Zuzana Marková in ihrer Doppelrolle als Prinzessin und Gertraud. Alle übrigen Rollen waren mit Ensemblemitgliedern besetzt: AJ Glueckert in der Titelpartie überzeugte mit Durchsetzungskraft und edlem Tenor, Magdalena Hinterdobler als zupackende Grete und Liviu Holender in der Rolle des aufdringlichen Hans. Grandios auch das blutgierige Dorftrio Kaspar (Iain MacNeil), Züngl (Michael Porter) und Mathes (Mikolaj Trabka). Wieder überragend: Der Frankfurter Chor und Kinderchor in prägnant inszenierten Szenen, die das Glück des Liebespaares bedrohen.

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(bb/wa)

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