Tosca
Elena Stikhina (Floria Tosca) und Piotr Beczala (Mario Cavaradossi).
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Nicht nur Giacomo Puccini wird weltweit heuer gedacht, da sein 100. Todestag ansteht. Auch die Inszenierung seiner Tosca, die Margarete Wallmann 1958 für die Staatsoper kreierte, kann mit einer besonderen Zahl aufwarten. Heuer wird die Regie so alt wie Puccini, der passionierte Zigarrenraucher, geworden ist, nämlich 66. Da die Inszenierung keine Zigarren raucht und der Versuch ihrer Absetzung zu breitangelegten Freitagsdemos führen würde, dürfte das legendäre Regiedokument einer längst vergangenen Epoche sicher auch viel älter werden als der Tonsetzer des Werkes.

Wallmanns Inszenierung – mit ihrer Nachstellung römischer Originalschauplätze – bietet ja großzügig Gelegenheit, die Vokalkünste der effektvoll sterbenden Hauptfiguren offenzulegen. Tenor Piotr Beczała kennt die szenische Situation mittlerweile gut, er glänzte darin bereits mehrfach. Diesmal wirkte er zunächst ein wenig fragil, bis er sich als Cavaradossi (nach Folterqualen im zweiten Akt) zu höchster dramatischer Präsenz aufschwang.

Narzisstischer Gockel

Imposant seine expressiven Töne, in denen Prachtklang mit Verzweiflung und Aufbegehren verschmilzt. Folgerichtig durfte der Pole nach minutenlangem Applaus die Schlussarie E lucevan le stelle wiederholen und noch etwas lyrischer angelegen. Der Bösewicht, der ihn hinrichten ließ, Scarpia, wurde bei Erwin Schrott nicht zum düsteren Genießer der eigenen Bösartigkeit. Schrott gab eher den narzisstischen Gockel, die galante Figur mit edlem Timbre. Muss man mögen, wie auch die Art und Weise, wie Schrott Phrasen legatomäßig verschleift.

Glanzvoll jene Frau, die ihn erdolcht, also Tosca, die schließlich von der Engelsburg ins Jenseits springt: Elena Stikhinas Sopran ist schlank, dennoch präsent. Die Russin schildert mit großer Leichtigkeit Eifersucht und inneres Drama; nur im Forte klingt sie etwas flatterhaft. In Summe beeindruckte jedoch die sichere Linienführung.

Zudem setzte sie sich mühelos über die bisweilen gar wuchtigen Orchesterwogen hinweg, die Dirigent Bertrand de Billy hochpeitschte, der das Staatsopernorchester ansonsten aber zu pointierten Details und passend goldig-sanftem Klang animierte. (Ljubiša Tošic, 5.2.2024)