Wien: Gelungene Wiederaufnahme von Puccinis „La fanciulla del West“ an der Staatsoper mit Happy End im Regenbogen-Ballon

Xl_fanciulla_del_west-michael_p_hn-wien-1-24 © Michael Pöhn

Als seine beste Oper bezeichnete Giacomo Puccini sein Werk selbst. Auch Anton Webern konnte sich dafür begeistern. Und es ist tatsächlich auffallend, dass „La fanciulla del West“ oder „Das Mädchen aus dem goldenen Westen“, so der deutsche Titel, wegen seiner kühnen Harmonik ungewohnt modern, prachtvoll zerklüftet und somit ganz anders klingt, als die Vorgängeropern wie „Manon Lescaut“, „La Bohème“ oder „Madama Butterfly“ und immer im Schatten dieser stand. Jetzt im Puccini-Jahr entschloss sich die Wiener Staatsoper, dieses Werk in der Inszenierung und im Bühnenbild von Marco Arturo Marelli aus 2013 wiederaufzunehmen. Minnies Saloon ist ein moderner Würstelstand vor aufgetürmten, hässlichen Containern, ihr Heim ein bescheidener Wohnwagen. Das Finale spielt auf einem Bahnhof von Wells Fargo, wobei die beiden Liebenden in einem Regenbogen-Ballon davonfliegen. Die Regie ohne innovative Interpretationsversuche ist solide, repertoiretauglich, macht die Geschichte der Minnie absolut klar nachvollziehbar und schafft dank der Protagonisten packende Momente.

Malin Byström singt die Minnie mit makellosem Legato, wunderbaren Lyrismen aber auch kraftvollen Attacken bis in mühelose Höhen ihres Soprans. Yonghoon Lee ist der „gute“ Bandit Dick Johnson. Er singt ihn mit feiner Pianokultur aber auch glutvollem Macho-Tönen seines höhensicheren Tenors und spielt ihn auch mit Intensität. An stimmlicher Geschmeidigkeit könnte er noch zulegen. Für den erkrankten Roberto Frontali ist Claudio Sgura extrem kurzfristig eingesprungen. Erst 50 Minuten vor der Aufführung kam er aus Ferrara mit dem Pkw in Wien an. Ohne Probe spielt er den „bösen“ Sheriff Jack Rance mit großer Bühnenpräsenz, findet sich in der Inszenierung erstaunlich gut zurecht und ist mit seiner großen Statur und seinem Spiel aufwühlend und intensiv ein zum Fürchten geeigneter Bösewicht. Auch die vielen kleineren Partien sind aus dem reichen Fundus der Ensemblemitglieder der Wiener Staatsoper ideal besetzt. Daraus ragen besonders Carlos Osuna als Nick, wie auch Attila Mokus als einer ihrer Verehrer namens Sonora heraus. Makellos hört man den Chor der Wiener Staatsoper.

Der für Simone Young eingesprungene Carlo Rizzi kann bei seinem Staatsoperndebüt das Riesenensemble mühelos zusammenhalten. Er weiß beim Orchester der Wiener Staatsoper, nur fallweise etwas zu laut, einen weit aufgefächerten Klangteppich mit reichem Kolorit zu erzeugen, der jeder Stimmung gerecht wird.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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