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LINZ/Landestheater: DER FREISCHÜTZ

24.12.2023 | Oper in Österreich

23.12.2023   Linz   „Der Freischütz“

nbv
Foto: Reinhard Winkler

Man wird bescheiden. Webers Freischütz ist wohl die in den letzten Jahren am meisten verhunzte Oper. Man denke nur an die unsägliche Produktion im Theater an der Wien (Straßenbahn & Würstelstand), oder die auch schwer missratene Aufführung der Wiener Staatsoper. Also freut man sich, von all dem Unsinn verschont zu bleiben. Regisseur Hermann Schneider hat, so beschrieb er es in einem Radio-Interview, das Werk sehr ernstgenommen. Freilich merkt man auch bei ihm, dass er mit der märchenhaften Erzählung, die nun einmal Begriffe wie „Teufel“, „Zauberei“, „Jägerzunft“, Ehre“ und ähnlichem behaftet ist, wenig Ernsthaftes anfangen kann. Die Ouvertüre muss in voller Länge mit einem grauslichen Video bebildert werden, was ihre Wirkung sehr beeinträchtigt (schade, denn sie wurde prächtig gespielt). Samiel ist den ganzen Abend Mitspieler auf der Bühne, mehr oder weniger brauchbar. Im Verein mit Penderecki- und Bach-Musik und eigenen Texten wird das ganze dann doch zu sehr in die Länge gezogen. Die Guckkastenbühne (Falko Herold, der auch die recht volkstümlichen Kostüme schuf) bietet dem Theater im Theater engen Raum. Gerade in diesen Szenen vermeint man einiges an Ironie zu verspüren.

Die musikalische Ebene war aber vom Feinsten. Das prächtig aufspielende Bruckner-Orchester wurde vom Hausherren Markus Poschner sehr routiniert zu Bestleistungen gefordert. Ouvertüre und Wolfsschluchtszene hört man selten so packend. An der Spitze des Ensembles wäre die herausragende Erica Eloff als Agathe zu nennen. Ihr leuchtender, höhensicherer Sopran, der auch im lyrischen Bereich sehr berührte, war einfach umwerfend gut. Auch Fenja Lukas als Ännchen konnte ihre feine, kräftige (kein Widerspruch) Stimme mit Bravour einsetzen. Timothy Richards war in der Rolle des Zauderers Max um Wirkung bemüht. Sein Tenor besitzt Kraft und ein schönes Timbre, dennoch war seine Bühnenpräsenz doch etwas ausbaufähig. Michael Wagner sang den Kaspar mit der nötigen bösartigen Schwärze, da blieb kein Klischee offen. Auch Adam Kim als Ottokar, Markus Raab als Kuno und Dominik Nekel als Eremit waren sehr gut besetzt und trugen zum musikalischen erfolg bei. Auch der Chor, hier ein wesentlicher Bestandteil war unter der Leitung von Elena Pierini recht korrekt im Einsatz.

Das Manko dieser Vorstellung war die spärliche Auslastung, schlechtes Wetter und der Termin hielten wohl viele vom Besuch ab. So war die Begeisterung nach den Arien und am Schluss doch etwas zu dünn.

Johannes Marksteiner

 

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