Voller Glut und Leidenschaft: Puccinis "Manon Lescaut" am Teatro Verdi Trieste

Xl_manon_lescaut-triest-foto_f.parenzan-11-23-3 © Franco Parenzan

 

 

Ganz sanft beginnt der Solocellist zu spielen bevor das eingängige Thema in den Streichern und dann im vollen Orchester aufrauscht. Aber nicht nur im populären Intermezzo zeigt das Orchester des Teatro Verdi ganz große Klasse. Dafür sorgt Gianna Fratta am Pult. Denn die italienische Dirigentin reizt viele Spannungen aus und lässt die üppigen Klänge von Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ farbig leuchten. Mit ihrem präzisen und jeden Einsatz gebenden aber nie gestisch überzogenen Dirigat erzeugt sie Glut und Temperament aber auch feine Stimmungsmalereien. Und zudem ist sie immer sängerfreundlich.  

Diese danken es ihr mit wunderbaren Schöngesang: Allen voran fasziniert Alessandra di Giorgio als Manon mit wunderbaren Phrasierungen. Reiche Schattiereungen wie Leidenschaft, Leichtfertigkeit, Koketterie mit Ausdrucksstärke und Innigkeit werden von ihrem leuchtenden, höhensicheren Sopran wiedergegeben. Vor allem ihre Sterbeszene wirkt sehr berührend. Max Jota singt den Chevalier Renato Des Grieux mit müheloser Höhe, Kraft und schönem, hellen Timbre. Fernando Cisneros ist ein klein- aber schönstimmiger Lescaut. Stimmgewaltig und zum Fürchten böse erlebt man Matteo Peirone als Geronte di Ravoir, der zudem auch den Kapitän des Schiffes mimt. Ausgestattet ist er wie der ehemalige Modezar Carl Lagerfeld. Tadellos singen auch Paolo Nevi als Edmondo und der Chor des Teatro Verdis (Einstudierung: Paolo Longo).

Wegen eines internen Streiks musste die szenische Premiere auf letztes Wochenende verschoben werden. Zu sehen ist in dieser Koproduktion mit den Opernhäusern von Monte Carlo und Erfurt in einem schicken, modernen Ambiente ein trendiges Café, dann ein eleganter Salon mit modernen Skulpturen, Bildern und Mobilar (Bühne: Hank Irwin Kittel). Hier wird die Geschichte der Manon, nach der meisterhaften Erzählung des Abbé Prevost, die auch Jules Massenet zu einer Oper inspirierte, von Regisseur Guy Montavon klar in heutigen Kostümen (Kristopher Kempff) inszeniert. Den letzten Akt lässt er allerdings nicht in einer Einöde, sondern in zwei nebeneinanderliegenden Räumen, die durch eine Glasscheibe getrennt sind, spielen. Hier stirbt Manon ganz allein.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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