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WIEN / Volksoper: DIE REISE ZUM MOND

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Fotos; Volksoper

WIEN / Volksoper:
DIE REISE ZUM MOND
Oper für die ganze Familie von Jacques Offenbach
Coproduktion mit der Opéra Comique. Paris
Premiere: 14. Oktober 2023

Der Mond hat schon manchen Komponisten gereizt, von Joseph Haydn („Die Welt auf dem Monde“) bis Paul Lincke („Frau Luna“), aber dass er auch für Jacques Offenbach zum Operettensujet wurde, hat man nun erst in der Volksoper von Lotte de Beer erfahren.

Das Spätwerk „Le voyage dans la lune“ nach Jules Verne aus dem Jahre 1875 ist nun kein großer Wurf, aber man hat gut eingekauft bzw. coproduziert  –  die Aufführung der Opéra Comique war eine sichere Bank, denn Regisseur Laurent Pelly hat schon zahllose Male bewiesen, dass er ein goldenes Händchen für die Werke von Offenbach hat. So auch hier, wo ein stürmischer Premierenerfolg zu verzeichnen war.

Natürlich läuft die Aufführung in Wien auf Deutsch, und sie hat durchaus den schlichten Charakter einer Produktion für Kinder (von der Volksoper als „Oper für die ganze Familie“ angeboten). Das Haus hat hier unter dem Motto „Junge Volksoper“ agiert, sowohl was einen Großteil der Besetzung wie den Einsatz des hauseigenen Kinder- und Jugendchors betrifft.

Überhaupt der Chor (die Erwachsenen) – die Ansprüche der Pelly-Inszenierung, die körpersprachlich geradezu „durchchoreographiert“ ist, sind an alle Beteiligten hoch. Da geht es nicht um solala realistische Komödie, sondern um hochartifiziellen Slapstick, der auf Satire hinaus läuft. Und das Libretto, das nicht weniger als drei Herren (viele Köche…) nach dem Mondreise-Roman von Jules Verne geschrieben hat, ist äußerst schwach und hat jede Hilfe nötig….

Auf der Erde begegnet man dem alternden König Zack, der seinem Sohn Prinz Caprice die Krone anträgt. Dieser will allerdings viel lieber zum Mond reisen, was er mit Hilfe einer Kanone auch tut – und Papa und der Hofgelehrte Mikroskop kommen mit. Pause. Der längere zweite Teil spielt dann auf dem Mond, und da passiert herzlich wenig. Die Mondbewohner und die drei Erdenmenschen wundern sich ein wenig über einander, Prinz und Prinzessin verliebten sich, dann bricht offenbar damals schon die Klimakrise aus – es wird eiskalt, alle flüchten zu einem Vulkan, der ausbricht (eine Katastrophe, die nur komisch wirken darf!), und dann… ja, dann ist es aus. Im Hintergrund erblickt man am Himmel die Erde, und die Handlung hängt völlig in der Luft.

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Aber wenn eine Riesenschar von Chören aller Altersstufen und einige Protagonisten auf der Bühne ins Publikum singen und hüpfen, und das zu flotter Offenbach-Musik, dann evoziert das stürmischen Jubel, den die Aufführung eher verdient als das Stück. Laurent Pelly, der immer auch für seine eigenen Kostüme sorgt (das sparsame Bühnenbild stammt von Barbara de Limburg), hat vor allem die Mondbewohner ganz in Weiß und ebenso drollig wie geschmackvoll eingekleidet. Seine Inszenierung läuft, wie gesagt, wie am Schnürchen, da gibt es keinen Zufall, keine Schlamperei, nur elastische Präzision.

Aus der Besetzung kennt man eigentlich nur Carsten Süss als König und Paul Schweinester als Mikroskop, beide setzen ihre Pointen und stellen amüsante Charaktere auf die Bühne.

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Die anderen Darsteller kommen aus dem hauseigenen Opernstudio. Aaron Casey Gould PoC hat für den Prinzen den richtigen leichten, hellen Tenor und ist schlaksig-komisch. Dass man seinen Gesang nicht versteht, tut nichts zur Sache, die anderen versteht man, obwohl angeblich alle Deutsch singen, auch nicht. Seine Prosa ist allerdings ziemlich überarbeitungsbedürfig. Alexandra Flood zappelt als Prinzeßchen mit Piepsstimme herum, Christoph Stocker ist ihr schrecklich dick ausgestopfter Mond-König-Papa. In Nebenrollen noch Sofia Vinnik und Jaye Simmons, so richtig „entdeckt“ hat man an diesem Abend niemanden.

Was die Musik betrifft, so ist auch ein Offenbach, der nicht allererste Sahne ist, immer noch besser als das meiste, was man sonst zu hören bekommt. Alfred Eschwé ist mit dem Orchester flott unterwegs und trägt so einen guten Teil zum großen Erfolg des Abends bei. Kinder werden sich an den Spaß und nicht an die wacklige Dramaturgie des Werks halten.

Renate  Wagner

 

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