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Kritik – "I Capuleti e i Montecchi" in Salzburg Romeo und Julia auf Italienisch

Nur gelegentlich gespielt, aber dennoch ein Publikumsliebling ist Vincenzo Bellinis "I Capuleti e i Montecchi". In konzertanter Fassung kam die Oper nun bei den Salzburger Festspielen auf die Bühne – mit zwei mit Spannung erwarteten Rollendebüts.

I Capuleti e i Montecchi bei den Salzburger Festspielen | Bildquelle: SF/Marco Borrelli

Bildquelle: SF/Marco Borrelli

Kritik

Bellinis "Capuleti e i Montecchi" bei den Salzburger Festspielen

Die Lager sind klar getrennt, hier wird gekämpft und gerächt. Die martialische Stimmung macht Vincenzo Bellini bereits in der Ouvertüre zu seiner lyrischen Tragödie in zwei Akten mit pulsierenden Rhythmen deutlich. Und Dirigent Marco Armiliato legt dazu dem Salzburger Mozarteumorchester straffe Zügel an. Akzentuiert und mit bewusst wechselnden Tempi entspinnt sich das Drama um den gejagten Romeo, der Giuliettas Bruder getötet hat und dafür vom Vater Capellio zur Rechenschaft gezogen werden soll. Der Bass Michele Pertusi gibt den Vater routiniert als grummeligen Alten und den Tenorpart des ebenfalls in Giulietta verliebten Tebaldo gestaltet Giovanni Sala zurückhaltend elegant. Damit hat dieser Möchtegern-Schwiegersohn hörbar keine Chance gegen den verhassten Widersacher Romeo, denn Salzburg-Debütantin Aigul Akhmetshina gibt den Heißblütigen mit umwerfender Präsenz und in allen Lagen ausdrucksvoll wohlklingendem Mezzo. Und sie harmoniert perfekt mit Elsa Dreisigs hell timbrierter, mädchenhafter Giulietta. Ein Genuss, den beiden bei der von Bellini komponierten innigen Verschmelzung der Seelen zuzuhören!

Elsa Dreisig schwelgt in Kantilenen

Bellinis Romeo und Julia-Version bietet wenig Handlung und dafür umso mehr Innenschau. Groß sind die Arien und Szenen, in denen sowohl Romeo als auch Giulietta ihre Zerrissenheit und emotionale Ausweglosigkeit beklagen. Elsa Dreisig darf in ihren von Marco Armiliato elegisch und zerbrechlich angelegten Arien mit Solohorn, -harfe und -cello in wunderschönen Kantilenen schwelgen. Gelegentlich gibt es im Orchester zwar kleine Ungenauigkeiten in den Einsätzen und Intonationsschwächen bei den Holzbläsern, aber die Sänger werden stets getragen und das Zusammenspiel unter Armiliato ist für alle Beteiligten sicht- und hörbar lustvoll. Der Herrenchor darf in dieser Oper entweder kampfbereit aufbrausen oder mitleidsvoll kommentieren. Und Letzteres liegt dem Philharmonia Chor Wien besser – im Forte hätte es in der großen Felsenreitschule gerne noch mehr sein können.

Die Salzburger Festspiele 2023 bei BR-KLASSIK

Lesen Sie alle Neuigkeiten rund um die Salzburger Festspiele in unserem Dossier.

Aigul Akhmetshina gibt gefeiertes Salzburg-Debüt

Mit Roberto Tagliavini als mitfühlendem Lorenzo haben die beiden Liebenden einen starken, wohltönenden Bariton an ihrer Seite. Der Glasflacon mit grünem Gift aus seiner Sakko-Innentasche spornt im zweiten Akt die großartige dramatische Gestaltung der beiden Titelfiguren in dieser konzertanten Aufführung noch an. Eindringlich gelingt Elsa Dreisig ihre letzte Szene der Giulietta, dann taucht Aigul Akhmetshina ein in die große Schlussszene des Romeo und überzeugt mit intensivem Ausdruck, großer Durchschlagskraft und leuchtenden, mühelosen Spitzentönen. Die russische Mezzosopranistin hat mit diesem Salzburg-Debüt eine vielversprechende Visitenkarte mit Starpotenzial abgegeben und wird zusammen mit Elsa Dreisig, die ebenfalls ihr Rollendebüt hatte, frenetisch gefeiert.

Sendung: "Allegro" am 21. August 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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