„The Greek Passion“ feierte am 13. August seine Premiere bei den Salzburger Festspielen. Das monumentale Werk von Bohuslav Martinů gewinnt durch eine glanzvolle Regie von Simon Stone. Für SWR2-Opernredakteur Bernd Künzig ist die Produktion das Highlight eines ansonsten eher durchwachsenen Salzburger Festspieljahres.
Martinůs Monumentaloper in der Salzburger Felsenreitschule
Nur wenige Opern nach 1945 haben ihren Weg ins große Repertoire gefunden. Eine von Ihnen ist „The Greek Passion“ („Die griechische Passion“) von Bohuslav Martinů.
Der tschechische Komponist schrieb die Oper, die auf einem Roman von Nikos Kazantzakis beruht, ursprünglich für eine Aufführung an der Royal Opera in London, die nie stattfand. 1961 wurde das Werk posthum in einer überarbeiteten Fassung in Zürich uraufgeführt. Im Fokus der Handlung stehen die Vertreibungen und „ethnischen Säuberungen“ während des Griechisch-Türkischen Kriegs Anfang der 1920er-Jahre.
Im kleinasiatischen Dorf Lykovrissi sollen an Ostern Passionsspiele aufgeführt werden. Manolios, der die Rolle des Jesus spielen soll, identifiziert sich mit Geflüchteten, die im Dorf ankommen, und versucht ihnen zu helfen. Das missfällt dem Priester Grigoris, der die Dorfbewohner gegen die Neuankömmlinge aufhetzt. Letztlich stirbt Jesus durch die Hand des Judas-Darstellers.
Geradlinig inszeniert als große Passionsgeschichte
Regisseur Simon Stone ist eigentlich bekannt für den sehr starken Realismus seiner Inszenierungen. Bei dieser Produktion verzichte er auf zu starke Rückbezüge auf das aktuelle Tagesgeschehen, so SWR-Opernredakteur Bernd Künzig. Stone inszeniere geradezu schnörkellos in der Salzburger Felsenreitschule, ihm gelinge eine fantastische Personenregie.
Hervorragend ebenso das Gesangsensemble: Tenor Sebastian Kohlhepp überzeuge als Manolios genauso wie Gábor Bretz als Priester Grigoris. Ebenso lobt Künzig die Leistungen von Sara Jakubiak (Katerina) und Christina Gansch (Lenio). Den Solisten gelinge es immer wieder, sich in den Chor zu integrieren und aus ihm hervorzutreten.
Triumphales Debut mit den Wiener Philharmonikern für Maxime Pascal
Für Dirigent Maxime Pascale ist es seine erste Produktion mit den Wiener Philharmonikern. Das habe er ganz hervorragend gemacht, urteilt Künzig. Er hole da jede Klangfarbe aus dem Orchester raus.
„The Greek Passion“ rette die Opernproduktionen der diesjährigen Festspiele, meint der Opernredakteur. Nach einem schwachen „Figaro“ und einem katastrophalen „Falstaff“ ist diese Produktion für ihn ein Lichtblick.
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