Klagenfurt: Ein schaumgebremster „Der Vetter aus Dingsda“ von Eduard Künneke

Xl_vetter_aus_dingsda-kl-12-22-neu © Karlheinz Fessl

Der Mond ist allgegenwärtig: Eine riesige, leuchtende Scheibe dominiert den Raum, zahlreiche Minimonde mit lächelnden Gesichtern schweben am Bühnenhimmel und Monde finden sich auch in den grellen Mustern der Pyjamas der Protagonisten. Nicht nur vom Lied der Julia „Strahlender Mond“ haben sich Regisseurin Andrea Schwalbach und Ausstatter Frank Philipp Schlößmann für die Premiere der Operette „Der Vetter aus Dingsda“ von Eduard Künneke, deren Uraufführung 1921 in Berlin stattfand, am Stadttheater Klagenfurt inspirieren lassen. Sondern auch von Julias kindlichem Traum über den Anblick des Mondes mit ihrem seit sieben Jahren verschollenen Roderich, dem sie ewige Treue geschworen hat, verbunden zu sein. Glitzernde Lametta-Vorhänge, knallbunte, völlig überzeichnete, schrille Kostüme und schwungvolle Tanzeinlagen (Choreographie: Rachele Pedrocchi) sollen offensichtlich eine revueartige Stimmung erzeugen. Die deutsche Regisseurin hat die Verwechslungskomödie mit dem doch recht harmlosen Inhalt mit leichter Hand inszeniert ohne die Berliner Schnautze im Text zu verwenden. Sie hat behutsam in den Text eingegriffen, nicht ins Heute verlegt aber etwas entstaubt. Nur, Humor und Gags wirken zu klamaukhaft und zu bemüht: Sie zünden nicht so wirklich, vor allem nicht im ersten Teil. Zudem sind die Dialoge insbesondere mangels hörbarer Sprechstimme der Rinnat Moriah als Julia schwer verständlich. Auch sängerisch ist sie zu leichtstimmig.

„Ich bin nur ein armer Wandersgesell“ ist wohl das bekannteste Lied aus der Operette. Roman Payer singt es als August Kuhbrodt, der sich als Roderich ausgibt und in den sich Julia verliebt, mit höhensicherem, etwas vibratoreichem Tenor. Martina Fender ist ein quirliges Hannchen mit flexiblem Sopran, die beste Freundin von Julia, die dann den „richtigen“ Roderich bekommt. Dieser schwebt mit Fallschirm samt Aktentasche im zweiten Teil von oben herab: Erwin Belakowitsch spielt und singt ihn mit großer Bühnenpräsenz und kraftvoller Stimme und hat einige Lacher immer wieder auf seiner Seite. Ebenso wie Matthias Störmer als kauziger Egon von Wildenhagen und Christoph Wagner-Trenkwitz als skurriler und stets verfressener Onkel Josef „Josse“ Kuhbrodt. Wenig verständlich erlebt man hingegen auch Odette Brenninkmeijer als Tante Wimpel.

Eduard Künekke gilt als einer der Schöpfer der Berliner Operette. Dieses Werk ist sein erfolgreichstes Stück. Sein Orchestersatz ist voll Anmut und Leichtigkeit sowie schwungvoller Melodik. Das Kärntner Sinfonieorchester unter Günter Wallner wird diesem nur teilweise gerecht: Es wird partiell nicht immer sängerfreundlich, sondern im oberen Phonbereich und mit etwas zu wenig Raffinement musiziert. Schmissige Rhythmik vermisst man auch immer wieder.

Dr. Helmut Christian Mayer

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