Oper in Berlin : Beschämende Befreiung
Von Clemens Haustein
Lesezeit: 4 Min.
Der Moment der Befreiung ist einer der Scham. Florestan, der Handlung nach zwei Jahre im Erdloch gefangen, zuletzt fast ohne Nahrung, sitzt in speckiger Trainingshose und vesabbertem Unterhemd auf dem Boden. Derweil marschiert der Minister im tadellosen Anzug daher, begleitet von einer Entourage diensteifriger Sekretäre. Das Volk strömt auch gleich hinter ihnen her, Helfer bauen Absperrungen auf, allein der rote Teppich fehlt. Kaum dass er die Ketten los ist, sitzt Florestan schon in der grellen Öffentlichkeit. Nichts als verstecken will er sich, bald schießt die Scham in blanke Aggression über: den Minister geht Florestan voll verzweifelter Wut an; der wischt mit einem Ausdruck der Überraschung die Berührungsflecken von seinem Anzug.
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