„Der Rosenkavalier“ in Salzburg als „kosmische Komödie“

Xl_rosenkavalier-salzburg-10-22-2 © Anna-Maria Löffelberger

Die Arkaden der Felsenreitschule sind von blitzenden Sternen übersäht. Ganz oben steht ein kleiner Amor mit Pfeil und Bogen, der auch später in einem goldenen Raumanzug herumsausen wird. Goldene Kugeln von verschiedenster Größe liegen auf der Bühne. Die drei größten erinnern an Sonnen oder Planeten, die sich schließlich in eindeutiger Form zu weiblichen Lustgemächern öffnen: Weit weg vom Rokoko sondern als „kosmische Komödie“ mit intergalaktischer Liebe zeigt Roland Schwab – er hat gerade umjubelt Wagners „Tristan und Isolde“ in Bayreuth inszeniert - Richard Strauss „Der Rosenkavalier“ in der Felsenreitschule, dem Ausweichquartier des gerade im Umbau begriffenen Salzburger Landestheaters. Es ist eine Kooperation mit der Salzburger Kulturvereinigung zu deren 75-jährigem Bestehen. Es sind durchaus starke, poesievolle Bilder von archaischer Wucht mit vielen Details (Bühne: Piero Vinciguerra), die die Vergänglichkeit aller Zeiten und der menschlichen Existenz heraufbeschwören. Zu sehen ist ein launisch-ironischer Bilderbogen von planetarischem Sex, widderhörnigen Satyrwesen und Lakaien mit Teufelshörnern über bewusste Geschmacklosigkeiten des neureichen Faninal sowie des derben und gewalttätigen Grobians Ochs, der jeder Schürze nachjagt. Bis hin zum wehmütigen Abgesang einer vergangenen Epoche mit dem Schlussterzetts, das uns nochmal in den Himmel abheben lässt. Wobei die Protagonisten bei dieser intimen Szene auf der Riesenbühne doch etwas verloren wirken. Und Schwab inszeniert durchaus auch mit Witz, wenn etwa Octavian in einem leuchtenden, kitschigen Gehrock mit der silbernen Rose erscheint, fallen die Stubenmädchen reihenweise in Ohnmacht.

Den dazu korrespondieren vielfältigen musikalischen Kosmos von Strauss Partitur weiß Leslie Suganandarajah am Pult des Mozarteum Orchesters Salzburg mit den reichen Farben und silbrigen Raffinessen wunderbar auszukosten.

Mit inniger, edler Gesangskultur und schillernder Höhe singt Magdalena Anna Hofmann eine lässig gestaltete Marschallin. Sophie Harmsen ist ein stimmlich kraftvoller Octavian, ungemein viril im Spiel. Elizabeth Sutphen verfügt über einen klaren, etwas kleinen Sopran und ist nicht immer ganz verständlich. Martin Summer ist ein unsympathischer, sehr grob gezeichneter, gewalttätiger Ochs mit schwarzem Bass, Birger Radde ein stimmkräftiger Faninal. Luke Sinclair muss als kitschig spätbarock-gewandeter Sänger die größte Kugel besteigen, singt dort seine Partie strahlend und wird schließlich vom Ochs erschossen. Später tritt er noch als Wirt auf. Victoria Leshkevich ist sehr gute Leitmetzerin. Rainer Maria Röhr und Irmgard Vilsmaier sind ein ideales Intrigantenpaar Sehr gut ist auch das übrige Ensemble, besonders Philipp Schöllhorn als Notar und Polizeikommissar.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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