Tiroler Festspiele Erl : Heidekrautmusik in den Tiroler Alpen
Wer sich durch das Inntal Richtung Brenner bewegt, kann mit einem kurzen Linksblick die beiden Festspielhäuser im Tiroler Grenzort Erl ausmachen. In gelassener Anstandsdistanz zum alten Dorfkern erinnern die Berghang-Zwillingsbauten an zwei aus unterschiedlichen Galaxien entsandte Ufos, deren Besatzungen nun dennoch zur Koexistenz finden müssen. Das alte, mönchsburgartig asketische Passionsspielhaus von 1959 und dessen vor zehn Jahren eröffnetes Pendant mit seiner dynamisch-kantigen Eleganz setzen visuell eine schroffe Weiß-Schwarz-Antithese und verbinden sich dennoch in baulichen Zeichensetzungen, mit denen auf die Dornenkrone Jesu als Symbol des Passionsspielortes verwiesen wird: Stacheln, spitze Brechungen und Widerhaken an der Außenhaut, vielleicht auch das Lochmuster, mit dem eine Gruppe schießschartiger Fenster die sonst kahle Bühnenturm-Front des Altbaus perforiert.